Trennt sich bei den Microstock-Bildagenturen die Spreu vom Weizen?

Da ich fast wöchentlich neues Bildmaterial an Bildagenturen liefere, steigt mein Bilder-Portfolio dort stets an. Die Folge sind im Normalfall steigende Verkaufszahlen und dadurch auch steigende Umsätze bei den Bildhonoraren. Normalerweise. Bei einigen Microstock-Bildagenturen ist dies auch der Fall 😉

Bei anderen gibt es trotz erhöhter Bildauswahl nur Stagnation oder im schlimmsten Fall sogar Umsatzrückgänge! Nun können solche Umsatzschwächen ganz unterschiedliche Ursachen haben. Da die meisten Microstock-Bildagenturen wenig Daten veröffentlichen kann man da nur mutmassen.

Deswegen werde ich heute meine Eindrücke darstellen. Da der Verkaufserfolg von Bildmaterial viele Ursachen hat, könnte es auch einfach an meinem Portfolio liegen? Inzwischen ist der Schwerpunkt die Foodfotografie. Vielleicht haben manche Bildagenturen nicht die Kunden die nach solchen Motiven suchen? Oder für Bildagenturen die sich darauf spezialisiert haben, sind meine Motive nicht gut genug?

Zu verbessern gibt es fast immer etwas an einem Motiv. Auch die Mode und der Zeitgeist haben Einfluss auf die Motivsuche und den Verkaufserfolg. Ich liste einfach mal die Bildagenturen auf, welche ich derzeit beliefere und wie meine Entwicklung dort derzeit sind.

Internationale Microstock-Bildagenturen:

Fotolia
ist bei mir immer noch die Nummer eins. Gerade in den letzten drei Monaten gab es ordentliche Umsatzzuwächse, die sich auf diesen Niveau stabilisert haben. Seit dem Jahresanfang hat sich der monatliche Umsatz gut verdoppelt. Das Portfolio ist um über 200 Bilder auf über 1600 angestiegen. Einige der diesjährigen Fotoproduktionen verkaufen sich besser als erwartet. Auch die teurer angebotenen Exklusiv-Bilder verkaufen sich ordenltich. Die Entwicklung kann gerne so weiter gehen 😉

Shutterstock
liefert sich seit letztem Jahr ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Fotolia. Die Einnahmen schwanken monatlich allerdings stärker, da am meisten günstigere Abo-Verkäufe realisiert werden. Starke Monate sind immer mit Einzel- und Sonderlizenzen verbunden. Die monatlichen Verkaufszahlen steigen weiterhin. Haben aber zum Vorjahr an Schwung verloren. Dennoch macht mir diese Bildagentur sehr viel Spass, da die Umsätze auf hohem Niveau bleiben. Die nächst höhere Provisionsstufe sollte in 6 bis 12 Monaten realisierbar sein 😉

Erstaunen
Erstaunen

iStockphoto
glänzte in den letzten Monaten durch den rüden Umgang mit einigen Fotografen. Aber auch durch prozentual geringe Vergütungen wird iStockphoto inzwischen von einigen Fotografen gemieden. Ich kann mich da bisher nicht beschweren. Inzwischen ist die Bildagentur die Nummer drei im Umsatz. Seit einigen Wochen ist auch das Upload-Limit für nicht exklusive Fotografen aufgehoben worden. Das scheint auch bei mir einen kleinen Umsatzschub gebracht zu haben? Aber das müssen erst die nächsten Monate beweisen, ob es sich da um eine generelle Entwicklung handelt? Obwohl iStockphoto niedrige Provisionen zahlt, gleicht sich dies durch höhere Umsätze aus. So liegen bei mir die Verkäufe meist über 1€ je Bildlizenz!

123RF
hat sich im vergangenen Jahr ganz ordentlich entwickelt. Im Januar gab es als Überhang aus dem Dezemberverkäufen noch mal ordentlich Umsatz. Danach ging es in diesem Jahr konstant nach unten. $6,96 im Mai war seit 1 1/2 Jahren der niedrigste Monatsumsatz! Und das bei inzwischen über 1600 Bildern die zum Verkauf stehen. Da überlegt man sich eine weitere Belieferung? Aber dazu später näheres.

Dreamstime
sollte sich in Nightmare umbennen. Der Mai war mit $7,43 der Umsatzschwächste der letzten 1 1/2 Jahre! Zu allem Überfluss werden seit dem Mai, seit vier Jahren nicht verkaufte Bilder wahlweise in die kostenlose Sektion übernommen oder gelöscht. Ich entscheide mich hier für löschen, da ich nicht einsehe, warum meine Arbeit gratis sein soll? Verkaufen kann ich die Bilder ja immer noch über anderen Bildagenturen. Dass man bereinigt kann ich aber ganz gut verstehen. Aber muss das bei meinen Bildern sein 😉 ?

Bigstockphoto
ist eine weitere Bildagentur mit geringen Umsätzen. Monatlich haben sich bei mir, bei über 1600 Bildern im Portfolio, die Umsätze bei 2 bis $3 eingependelt. Wenn ich an den Zeitaufwand für das Hochladen denke?

Crestockphoto
Seltsame Bildselektion mit hoher Ablehnquote und geringsten Vergütungen. 59 Bilder habe ich dort im Portfolio und liefere seit über einem Jahr keine neuen Bilder mehr ab. Ich weiss nicht was diese Bildagenturen möchte? Ich spare mir die Zeit und produziere lieber für andere Bildagenturen Bildmaterial.

Deutsche Microstock-Bildagenturen:

Panthermedia
tut immer so als ob sie eine international tätige Bildagentur wäre? Meiner Meinung sind Nischenländer wie Polen, Dänemark … nicht unbedingt die riesigen Märkte die es zu erobern gilt? Aber vielleicht hält sich Panthermedia ja gerade weil sie Nischen bedienen? Das Management macht auf mich einen häufig konfusen Eindruck. Es werden vielfältige Preis- und Provisionsmodelle angeboten. Man will auf allen Hochzeiten tanzen. Meine Meinung dazu: Ein Marathon-Läufer wird nie 100m Weltmeister werden. Ich würde mich da lieber in ein oder zwei Segmenten spezialisieren. Dies ist aber nur meine persönliche Meinung. Diese konfusen Enstscheidungen gehen fast immer zu Lasten der Fotografen. Die nächste Reduzierung der Bildhonorare wurde erst vor ein paar Tagen angekündigt. Man bezahle die Fotografen im internationalen Vergleich zu hoch! Dennoch halten sich bei mir die Umsätze ganz ordentlich. Bei den deutschen Bildagenturen ist Panthermedia bei mir immer noch die Nummer eins. Andere haben aber bei meinen Umsätzen spürbar aufgeholt. Ach ja, die Qualität der Bildredakteure ist ganz unterschiedlich. Am liebsten sind mir Redaktions-Tipps, da diese oben positioniert werden und sich damit sehr gut verkaufen!

Die Bearbeitung hochgeladener Bilder hat fast ein Jahr lang zwischen vier und sechs Wochen gedauert. Absoluter Weltrekord über solch einen Zeitraum. Inzwischen werden diese glücklicherweise in ein bis zwei Woche bearbeitet. Ich hoffe das bleibt nun so?

Shotshop
hat leider immer noch ein monatliches Limit für das Hochladen von Bildmaterial. Da kommt man nur mühsam auf ein verkaufsträchtiges Portfolio. Inzwischen habe ich über 1100 Fotodateien online. Endlich habe ich auch monatliche Verkäufe. Die Umsätze sind bei mir stabiler und regelmässiger als bei Panthermedia und derzeit fast auf vergleichbaren Niveau!

Das Limit scheint für den Fotografen nervig zu sein, erzieht ihn aber auch dazu, zuerst seine hochwertigen Fotos hochzuladen.

Scheinbar mögen dies einige Bilderkäufer und bedienen sich öfters bei Shotshop mit Bildmaterial. Mit steigenden Portfolio steigen und stabiliseren sich auch die Einnahmen.

Pitopia
glänzt leider weniger durch regelmässige Verkäufe. Dennoch gibt es hin und wieder Verkäufe, welche meist mit knapp 15 € (Printmedien) relativ hoch vergütet sind.

Die Suchwort-Vorschlags-Hilfe gefällt mir sehr gut, weswegen ich dort meine deutsch verschlagworteten Bilder immer zuerst hochlade. Damit kann ich prüfen ob ich nicht doch das ein oder andere relevante Suchwort übersehen habe?

Suchwörter sind in der Reihenfolge relevanter. Die ersten sind am wichtigsten. Furchtbar für jeden Lightroom-Fotografen, wo die Suchwörter automatisch alphabetisch sortiert werden. Aber auch dafür gibt es ein Programm, das nach dem Hochladen die Suchwörter neu sortiert. Funktioniert erstaunlich gut. Und wenn doch einmal nicht, kann man ja immer noch manuell korrigieren.

Eine kleine aber feine deutsche Bildagentur mit gelegentlich guten Verkäufen und einigen hilfreichen Tools.

Zoonar
ist zum einen eine Bildagentur und zum anderen ein mögliches Agentur-Netzwerk. Verkäufe sind sowohl über Zoonar möglich oder über mehrere weitere internationale Partneragenturen möglich.

Allerdings sind die Kriterien der Partneragenturen recht unterschiedlich, sodass man meist nur die ein oder andere Bildagenturen nutzen kann. Zudem erhält man in den meisten Fällen die Bildhonorare meist nur per Quartal vergütet. Dies liegt allerdings nicht an Zoonar, sondern den Partneragenturen.

Mit einem kleinen Portfolio kann die Wahl weiterer Agenturen durchaus sinnvoll sein. Wer ein grosses Portfolio mit mehreren tausend Bilddateien hat, sollte lieber den direkten Weg zu den Bildagenturen wählen.

Dennoch realisiere ich in fast jedem Quartal Umsätze. Allerdings doch mit enormen Schwankungen. Verzichten möchte ich auf diese Umsatzmöglichkeit derzeit nicht.

Bildunion
war einen Versuch wert. 1644 Bilddateien habe ich nun online und bisher keinen einzigen Verkauf. Da bei der Verschlagwortung auch noch oft keine Umlaute und ß gelesen werden, muss diese fast immer manuell nachgebessert werden.

Sorry, nein danke! Für null lohnt sich der Aufwand nicht. Mich würde interessieren, ob es überhaupt Fotografen gibt die bei Bildunion regelmässig Umsätze realisieren? Ich beliefere diese Bildagentur seit einigen Monaten nicht mehr mit neuem Bildmaterial.

Coverpicture
ehemals Bildmaschine hat sich zum Jahresanfang internationaler aufgestellt. Ob es was bringt wird man sehen.

Da ich seit über 1 1/2 Jahren keine Verkäufe dort realisiert habe, beliefere ich diese Bildagentur seit ein paar Monaten mit keinen neuem Bildmaterial. Umso erstaunter war ich im letzten Monat über ein verkauftes Bild. Aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Erst einmal abwarten ob da noch weitere Umsätze folgen?

Resumee:

Mir scheint es auf dem internationalen Microstock-Bildermarkt enger zu werden?
Die Top-Bildagenturen laufen weiterhin gut oder sogar besser. Die Kleineren laufen schlechter und kommen kaum auf einen grünen Zweig? So zumindest mein persönlicher Eindruck.

Für mich ein ganz normaler Vorgang, der nach jeder Boomphase in einer Branche folgt. Nun dürfte die Marktbereinigung voran schreiten? Wenn es hier erwischt und wer überleben wird, ist immer schwer einschätzbar. Aber drei Kandidaten haben da wohl die Nase vorne.

Bereits jetzt haben sich einige Bildagenturen als Platzhirsch durchgesetzt. Die anderen versuchen mit unterschiedlichen Aktivitäten hinterher zu hecheln.

Meist ist dies nur von kurzfristigen Erfolg gekrönt.

International liegen bei mir ganz klar Fotolia und Shutterstock vorne. Bei den deutschen Bildagenturen sind derzeit Panthermedia und Shotshop die beiden Platzhirsche. Die anderen belegen Nischen oder wurschteln mehr schlecht als recht so vor sich hin.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die ein oder andere internationale Microstock-Bildagentur in den nächsten Monaten von einer grösseren übernommen werden könnte?

Eine durchaus übliche Praxis im harten internationalen Wettbewerb. Die Alternative ist ausbluten lassen, bis der ein oder andere Wettbewerber die Segel streicht und aufgibt.

Mir scheinen sich bereits viele Bildkäufer auf bestimmte Bildagenturen festgelegt zu haben. Die Grossen haben ja inzwischen auch über 20 Millionen Bilder zur Auswahl. Da braucht man meist nicht mehr bei bis zu 10 Bildagenturen nach Bildmaterial zu suchen. Es reicht offenbar, wenn man bei ein, zwei oder drei Agenturen das gesuchte Bildmaterial findet.

Der Trend zum Branchenprimus wird sich fortsetzen. Für den Fotografen wird es wichtig sein, bei den richtigen Bildagenturen vertreten zu sein.

3 Comments

  1. R. Kneschke 29. Juli 2013
  2. Bernd 29. Juli 2013
  3. Markus 6. August 2013

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