Bilderflut durch Microstock-Agenturen?

Im Zeitalter von Internet, iPhones, e-Mails, Fernsehen und vielen anderen Medien werden wir den ganzen Tag mit Informationen überflutet. Da spielen auch Foto`s oft eine große Rolle. So sprechen auch manche Zeitgenossen von einer Bilderflut. Manche nennen hier als Verursacher die Microstock-Bildagenturen, welche für ein paar Cent Bildmaterial an Käufer verscherbeln. Das es eine Bilderflut gibt, sehe ich genauso. Das dies an den Microstock-Agenturen liegen soll?
Dem möchte ich widersprechen.

Bilderflut - © itestro - Fotolia.com
Bilderflut – © itestro – Fotolia.com

Ursachen für die Bilderflut?

  • Hauptverursacher ist die digitale Fototechnik. Diese Technik hat die Fotografie in den letzten zehn Jahren revolutioniert. Fast jeder kann fast überall mal eben ein gutes oder sehr gutes Foto machen. Und dann kann selbst der Laie sofort beurteilen ob die Aufnahme korrekt und gut ist und im Zweifelsfall bei vielen Motiven einen verbesserten Versuch starten. Das Ergebnis sind auf breiter Front wesentlich mehr bessere Fotos.
  • Auch die Archivierungsmöglichkeiten von Bildern bzw. Bilddateien ist eine mögliche Ursache für eine Bilderflut. Der Schuhkarton mit Fotos hat ausgedient. Heute sind sämtliche Bilddateien auf einer Festplatte abgespeichert. Film- und Entwicklungskosten entfallen. Speicherplatz ist spottbillig. Mein Schwager hat auf seiner Festplatte über 10.000 Familienfotos archiviert! Ich als Nebenerwerbsfotograf habe weniger auf meiner Festplatte! Allerdings miste ich sicherlich konsequenter aus. Zwar dürfte ich im Jahr mehr Fotos machen. Aber nur die besten und technisch einwandfreien werden nicht gelöscht.
  • Die Fototechnik wurde von den Kameraherstellern in den letzten Jahren enorm verbessert. Autofocuse sind schneller und exakter. Die Belichtungsautomatiken sind logischer und besser geworden. Es gibt viel mehr technische Spielereien für Technikfreaks die zum experimentieren anregen. Aus Fotolaien werden Hobbyfotografen.
  • Bereits 2005 schrieb der Spiegel von einer schlummernden Bilderflut im Lande. 460 Bilder pro Jahr je Bundesbürger. Einfach mal 80 Mio rechnen, dann habt ihr die damalige jährliche Bilderproduktion für ein Jahr in Deutschland. Im Jahr 2011 dürfte die pro Kopf Bilderquote höher sein.
  • Durch die Bilderflut wurde und wird auch für Microstock-Bildagenturen mehr Bildmaterial verfügbar gemacht. Bei manchen Bildkäufern hat sich schon der Gedanke festgestetzt, das man ein Foto für einen Apfel und ein Ei bekommen kann. Einige erwarten sogar eine Bildnutzung ohne Honorar. Hier hat sich auch die Erwartungshaltung bei manchen Bildkäufern negativ gewandelt.

Welche Auswirkung hat diese Bilderflut für Fotografen?

  • Kundenbindung wird immer wichtiger um gut bezahlte Auftragsarbeiten weiterhin zu bekommen.
  • Die Neugewinnung von direkten Kunden muß optimiert werden. Je nach fotografischer Thematik sind hier durchaus Kooperationen mit anderen Fach-Fotografen oder Dienstleistern sinnvoll um gemeinsam einen größeren Kundenstamm und Auftragsvolumen erreichen und realisieren zu können.
  • Nicht über Microstock-Agenturen schimpfen, sondern diese zusätzliche Verkaufsmöglichkeit nutzen. Die meisten Profi-Fotografen haben tausende von Bilder ungenutzt im Archiv schlummern. Durch exakt geplante Abläufe zur Vorbereitung dieser stillen Reserven, können diese auch bei Microstock-Agenturen gut bis sehr gut vermarktet werden. Natürlich müßen die rechtlichen Belange im Vorfeld geklärt worden sein. Wer ein paar tausend Bilddateien bei guten Bildagenturen online hat, kann damit im Monat durchaus ein paar tausend Euro einnehmen. Kleinvieh macht eben doch auch Mist.
  • Eigentlich ein uraltes Argument für gut verkäufliche Fotografien. Fotografische Sichtweisen die sich von der Masse abheben haben zu jeder Zeit Erfolg. Kreative Umsetzungen sind gefragt. Ungewohnte Blickwinkel. Spektakuläres und ungewöhnliches hat immer Konjunktur. Konzeptionelle Fotografie kann eine Lösung sein um sich aus der Bilderflut hervorzuheben.

Meine Meinung zur Bilderflut?

Durch die Bilderflut hat sich manches verändert.

Fotolizenzen für häufig vorkommende Motive sind extrem günstig geworden.
Die Qualität von Fotos sind in allen Fotografen-Schichten besser geworden.
Dadurch haben es einige Berufsfotografen schwerer überhaupt hauptberuflich mit der Fotografie genügend einnehmen zu können.

Die Lösung für manche Berufsfotografen könnten Kooperationen mit anderen Fotografen oder Bildagenturen sein.
Weitere Unterscheidungsmerkmale zur Bilderflut sind aussergewöhnliche Bilder, Ansichten, Blickwinkel, Perspektiven und konzeptionelle Fotografien. Alles was sich von der Masse abhebt, indivduell wirkt, als persönlicher Stil angesehen wird, dürfte Erfolg haben.

Die Bilderflut empfinde ich als weniger bedrohend. Wer die daraus resultierenden Veränderung nüchtern analyisiert und sich anpasst, wird weiterhin mit der Fotografie seinen Lebensunterhalt verdienen können.

One Response

  1. Gründercoach 29. Oktober 2011

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