Praxistest Fujifilm XF 70-300mm 4-5,6 LM OIS WR

Seit ich von Nikon auf Fuji umgestiegen bin, vermisse ich manchmal ein Teleobjektiv. In einigen Fällen habe ich mein altes Nikkor AF-D 2,8/180 mm genutzt. Das entspricht an der Fuji in etwa 270 mm. Manuelle Fokussierung ist nicht bei jedem Motiv die optimale Methode. Bei statischen Motiven geht es. Bei bewegten Motiven gelingen allerdings nur Glückstreffer. Und die sind sehr selten. Vor ein paar Jahren hatte ich mir das Fujifilm XC 50-230mm 4,5 – 6,7 OIS gekauft. Es sollte bei einem Hubschrauberflug zum Einsatz kommen. Es war für ein Tele leicht und relativ handlich. Ein Bildstabilisator war im Telebereich ein weiterer Vorteil. Von der optischen Qualität war ich sehr enttäuscht. Auch vom Stativ ohne Bildstabilisator, erreichte es nicht die Schärfe, wie eine der Fuji-Festbrennweiten. Klar, sind Festbrennweiten meist besser in der optischen Qualität. Aber der Unterschied war zu groß, um meine Ansprüche zu erfüllen. Nach weiteren Testfotos mit den gleichen miesen Ergebnissen, habe ich das Objektiv nach nur 4 Wochen wieder verkauft.

Das 50-140mm 2,8 ist mir zu groß, unhandlich und zu schwer. Da ich zudem das 2,0/90 mm habe, ist mir die superscharfe Festbrennweite viel lieber. Zudem benötige ich ein Tele relativ selten. Im Frühjahr 2021 stellte Fuji ein neues XF 70-300mm vor. Die Daten erschienen mir erfolgsversprechend.

Technische Daten Fuji XF 70-300mm 4-5,6 LM OIS WR

  • Brennweite von 70-300mm (entspricht Kleinbild 135-450mm)
  • Lichtstärke 1:4-5,6
  • Kleinste Blende 22
  • Optischer Aufbau: 12 Linsen in 12 Gruppen, inkl. ED und asphärische Linsen
  • Naheinstellgrenze 83 cm
  • Maximaler Abbildungsmaßstab 1:3
  • 9 Blendenlamellen
  • 67 mm Filtergewinde
  • Spritzwassergeschützt
  • Bildstabilisator
  • Abmessung 75 x 133mm
  • Gewicht 580 g
  • mit Gegenlichtblende
Fuji XF 70-300mm 4-5,6 LM OIS WR
Fuji XF 70-300mm 4-5,6 LM OIS WR

Vorteile Fuji XF 70-300mm 4-5,6 LM OIS WR

  • Leicht und handlich
  • Sehr guter Nahbereich für eine Telezoom
  • Bildstabilisator
  • Spritzwassergeschützt
  • Gute Bildqualität
Fujifilm XF 70-300mm 4-5,6 LM OIS WR
Fujifilm XF 70-300mm 4-5,6 LM OIS WR

Da ich selten ein Tele benötige, brauche ich auch keine hohe Lichtstärke. Der Naheinstellbereich von 1:3 erschien mir auch sehr interessant. Kann man damit gute Nahaufnahmen realisieren? Durch den Telebereich sollten im Nahbereich auch schon brauchbare Freistellungen möglich sein?

XF 70-300mm - 1/125 sec - Blende 8
XF 70-300mm – 1/125 sec – Blende 8

Auf dem ersten Bild sieht man ganz gut, daß man im näheren Bereich, trotz Blende 8 bereits eine gute Freistellung möglich ist.

Kornblume - XF 70-300mm - 300mm - 1/105 sec - Blende 8
Kornblume – XF 70-300mm – 300mm – 1/105 sec – Blende 8

Noch besser wird die Freigstellung, wenn man näher an das Motiv, wie bei der Kornblume, geht.

Biene - XF 75-300mm - 214mm - 1/500 sec - Blende 6,4
Biene – XF 75-300mm – 214mm – 1/500 sec – Blende 6,4

Für den Nahbereich mit dem Tele eignet sich das Telezoom auch sehr gut für Blüten und mittlere bis größere Insekten. Die Schärfe ist recht gut. Sehr gut oder hervorragend würde ich die Schärfe nicht einstufen wollen. Da gibt es einige Festbrennweiten von Fuji, die haben eine bessere Schärfeleistung. Für ein Telezoom ist die Schärfe dennoch gut und erfüllt meine hohe Erwartungen vollkommen.

Schwan - XF 70-300mm - 184mm - 1/280 sec - Blende 8
Schwan – XF 70-300mm – 184mm – 1/280 sec – Blende 8

Ohne Bildstabilisator wären die meisten Fotos verwackelt. Der Bildstabilisator arbeitet meist sehr gut. Er muß im Menu der Kamera aktiviert werden. Das ist leider etwas umständlich. Wenn man ihn mal abstellen möchte, dauert das über das Menu zu lange. Ein schalter am Objektiv wäre da komfortabler.

Weinbergschnecke - XF 70-300mm - 206mm - 1/70 sec - Blende 8 - Focus Stacking 10 Bilder
Weinbergschnecke – XF 70-300mm – 206mm – 1/70 sec – Blende 8 – Focus Stacking 10 Bilder

Die Weinbergschnecke habe ich mit Focus Stacking fotografiert. 10 Einzelfotos wurden zur Erhöhung der Schärfentiefe zusammengerechnet. Enorm wie gut das Telezomm im Nahbereich funktioniert. Auch hier ist die Schärfe gut. Die optimale Schärfe hat das Objektiv bei Blende 8. Und das über alle Brennweiten. Bei offeneren Blendenwerten lässt die Schärfe leicht nach, ist aber noch in Ordnung. Bei weiteren Abblenden bekommt man bereits Beugungsunschärfe. Ich nutze meist Blende 8 und nur bei ganz wenig Licht in wenigen Fällen Blende 5,6.

Nachteile Fuji XF 70-300mm 4-5,6 LM OIS WR

  • Weniger lichtstark
  • Bildstabilisator kann nur über Kameramenu aktiviert oder deaktiviert werden
Fellbach - XF 70-300mm - 214mm - 1/125 sec - Blende 5,6
Fellbach – XF 70-300mm – 214mm – 1/125 sec – Blende 5,6

Die Lichtstärke könnte manchmal besser sein. Das würde sich allerdings spürbar im Gewicht und Preis auswirken. Für meine Zwecke reicht die Lichtstärke meist. Wer häufig in dem Telebereich fotografiert, wird sicherlich eine bessere Lichtstärke favorisieren. Der Bildstabilisator gleicht die fehlende Lichtstärke sehr oft aus. Das man den Bildstabilisator nicht am Objektiv ein und ausschalten kann, finde ich schade. Es gibt Situationen, wo man ihn ausschalten sollte. Über das Menu an der Kamera ist es umständlich und zeitaufwändig. Schade.

Fazit Fuji XF 70-300mm 4-5,6 LM OIS WR

Das 70-300 mm ist genau das Telezoom was mir noch für meine Anforderungen gefehlt hat. Es hat eine wesentlich bessere Schärfeleistung als das XC 50-230mm. Ich bin in dem Punkt mit dem Objektiv sehr zufrieden. Der Naheinstellbereich bis 1:3 ermöglicht richtig gute Nah- und sogar leichte Makroaufnahmen. Der Bildstabilisator arbeitet sehr gut. Mit 799 Euro ist der Preis für die Qualität angemessen. Für den Telebereich ist es noch relativ leicht und kompakt konstruiert. Trotz dem Kunststofftubus bei 300 mm Brennweite macht die Verarbeitung einen robusten Eindruck.

One Response

  1. Christopher 10. August 2023

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