Videografieren ist gar nicht so einfach!

Heute haben die meisten Digitalkameras und Smartphones auch die Möglichkeit zum Videografieren. Schnell mal ein Video mit dem Smartphone oder der Digitalkamera machen. So war auch mein Grundgedanke, als ich an meiner Fuji X-T2 die ersten Video-Versuche unternommen habe.

Ich musste allerdings sehr schnell feststellen, daß beim Filmen vieles anders als beim Fotografieren ist. Die Informationen über das Videografieren waren vor zwei Jahren im Internet noch sehr dürftig. Inzwischen findet man vereinzelt etwas bessere Grundinformationen. Dennoch sind diese Infos meist sehr oberflächlich oder nur schwer zu finden. Selbst die Suchmaschinenergebnisse bringen oft nicht das erwünschte Wissen. Auch in den meisten Fotografieforen wird das Thema meist nur sehr oberflächlich behandelt. Konkrete Hinweise sind leider sehr rar.

Am Ende bleibt oft nur die klassische Try and Error-Methode. Die ist allerdings meist sehr zeitaufwändig und kann demotivierend sein. So war es zumindest bei mir. Meine ersten Videoversuche mit der X-T2 habe ich vor 2 Jahren im Urlaub im Allgäu gemacht. Ein Tag war nur zum Testen der Videomöglichkeiten eingeplant. Tolles Wetter. Tolle Landschaft. Was soll da schief gehen? Jede Menge.

Immerhin hatte ich auf dieser einfachen Wanderung ein Stativ dabei. Das war schon einmal gut und richtig. Dadurch gab es wengistens keine verwackelten Aufnahmen. Wobei ein Video-Clip doch leicht verwackelt war. Mit dem 90mm Tele habe ich versucht die Schärfe am Objektiv zu verstellen. Das hat ausgereicht, um das Video zum zittern zu bringen. Bei kürzeren Brennweiten war bei manuellen Fokusverstellungen keine Verwacklung wahrnehmbar. Die meisten Aufnahmen machte ich mit festen unbewegten Bildausschnitt. Ein paar Schwenks erfolgten mit einem Kugelkopf nach rechts oder links. Wobei es keine Schwenks sondern genau genommen Drehungen waren.

Zum testen habe ich auch ein paar Freihandaufnahmen gemacht. Mit Weitwinkel. Bis zum Anschlag unscharf gestellt um schönes Bokeh zu erhalten. Nach oben in die Baumwipfel gehalten und die Kamera geschwenkt und gedreht. Sind zum Teil sogar gut geworden. Verwacklungen sind durch das Weitwinkel und die Bewegung kaum oder gar nicht sichtbar. Ist aber auch etwas Übungssache.

Videograf Freihand
Videograf Freihand

Die Stativschlepperei war für mich allerdings dauerhaft doch recht ermüdend. Stativ aufbauen. Jedes mal die Kamera ausrichten, einstellen erfordert Ausdauer und Geduld. Geduld ist nicht immer meine Stärke. Ohne präzise Vorbereitung und Umsetzung wird aus den Filmsequenzen meist nur Ausschuß. Zumindest erfüllen die Ergebnisse nicht vollständig meine Ansprüche. Allerdings habe ich auch perfektionistische Ansprüche. Beim Filmen muß man meist viel dispziplinierter als beim Fotografieren arbeiten. Das war schnell eine sehr wichtige Erkenntnis.

Für die ersten Versuche war ich zum Teil zufrieden. Vom Hocker haben mich die Aufnahmen nocht nicht gehauen. Die Videoaufnahmen habe ich in 4K erstellt, da ich diese möglichst auch online zum Verkauf anbieten wollte. Das habe ich mit den technisch einwandfreien auch gemacht. Verkauft habe ich nach 1 1/2 Jahren nichts.

Seitdem habe ich kein weiteres Video gedreht. Die Enttäuschung war doch zu groß. Bis vor ein paar Wochen. Da habe ich einen neuen Anlauf genommen. Erst einmal im Internet über Video filmen informiert. Grundwissen sammeln für einen YouTube-Channel über Fotografie-Themen. Wozu? Um mich einfach mehr in das Videografieren einzuarbeiten. In erster Linie zur Übung. Um die Ergebnisse beim Filmen stark zu verbessern. Ausdauerndes Üben sollte auch beim Filmen zu besseren Ergebnissen führen.

Das Einarbeiten in das Thema dauert allerdings länger als ich erwartet habe. Das fängt schon dabei an, ein halbwegs gutes Licht im Innenraum zu setzen. Ein paar Stunden habe ich für meine Grundeinstellung beim Licht im Fotostudio benötigt. Danach war ich halbwegs zufrieden. Licht ist Licht. Egal ob Foto oder Film. Leider nein. Die Kunstlichtquellen sind meist andere. Und zudem fällt das Licht nach hinten doch spürbar stärker ab als bei einem Blitzlicht für die Fotografie. 4K spare ich mir für YouTube. Kostet nur Zeit und Speicherplatz und die Bearbeitung dauert auch länger. Die YouTube-Filmerei mache ich komplett in Full-HD. Für die meisten Betrachtungsgeräte ist das auch derzeit noch die maximale Qualität. 4K werde ich nur in Einzelfällen machen, wenn ein Bildausschnitt gemacht werden soll. Oder wenn ich die Filmsequenzen vermarkten möchte. An das Vermarkten von Videos oder besser gesagt Footage denke ich da allerdings noch nicht. Da muß sich mein Film-Können erst einmal stark verbessern.

Ein Gimbal habe ich mir auch angeschafft. Allerdings muß ich damit noch üben. Verschiedene Mikrofone und ein Audio-Rekorder warten auch noch auf ihren ersten Testeinsatz. Ton ist für mich komplettes Neuland und wird sicherlich zu Beginn eine weitere Herausforderung werden. Manche Fotografen halten sogar die Umsetzung von Tonaufnahmen für eine eigene Wissenschaft. Den externen Rekorder habe ich die Tage schon einmal getestet. Mit einem Kopfhöhrer habe ich das angesteckte Richtmikrofon eingestellt.

Dem Audio-Rekorder lagen zwei Gutscheine über Audio-Software bei. Jeweils als LE-Version. Immerhin gratis. Also habe ich mich dort angemeldet und die Software heruntergeladen. Danach installiert. Den Produkt-Schlüssel eingegeben. Danach erhielt ich einen Aktivierungs-Schlüssel. Den konnte ich allerdings nicht mit der Audio-Software freischalten. Für die Freischaltung war eine weitere Freischaltungssoftware notwendig. Herunterladen, installieren und Code eingegeben. Fehlermeldung, da die Software nicht auf einer CD ist. Im Internet eine Lösung gesucht. Keine gefunden. Noch mehrere Male neu probiert. Die Aktivierung bleibt deaktiviert. Entnervt erst einmal aufgehört.

Nach kurzer Überlegung habe ich mir Audacity heruntergeladen. Open-Source-Software. Hatte ich früher schon einmal auf einem Rechner. Zudem gibt es im Internet viele Informationen darüber. Installiert und funktioniert. Warum nicht gleich so?

Immerhin habe ich mich in den letzten Wochen wenigstens in Pinnacle, der Video-Schnitt-Software halbwegs eingearbeitet. Die wichtigsten Bearbeitungsschritte habe ich nun erlernt. Dazu habe ich aus ein paar Video-Sequenzen und vielen Fotos ein paar Videos geschnitten. Diese ersten 5 Übungsvideos sind auch bereits bei YouTube veröffentlicht worden.

Video über Landschaftsfotografie im Weinberg

Weitere Videos findest auf meinen YouTube-Channel Bernd Schmidt.

YouTube Channel von Bernd Schmidt
YouTube Channel von Bernd Schmidt

Wie geht es weiter?

Am kommenden Wochenende werde ich die ersten Tonaufnahmen machen. Ein paar Moderationen werde ich von mir selbst drehen. Erst einmal im Fotostudio. Der Grundlichtaufbau ist eingesetellt. Das passende Objektiv ist auf der Kamera. Das Richtmikrofon mit Rekorder werde ich über ein Galgenstativ passend positionieren. Ach ja, das Thema und Text muß ich mir auch noch überlegen. Mal sehen wie oft ich die Szene drehen darf? Ich rechne mal, daß die Filmszene nicht beim ersten Mal meinen Ansprüchen genügt? Und wenn doch, umso besser.

Das Wochenende mit den Tonaufnahmen ist vorbei. Zuerst mit dem Sennheiser Richtmikrofon und Audio-Rekorder. Fast perfekt. Fast, weil man jeden Fußtritt gehört hat. Danach ein Lavalier-Mikrofon von Rode gekauft. Auch mit dem Audio-Rekorder Sprachaufnahmen gemacht. Viel zu Leise. Also erst einmal nach Tipps für den Rekorder suchen. Ah, ein YouTube-Video zeigte mir, das man bei manche Mikrofonen das Eingangssignal verstärken kann. Danach noch einmal die Bedienungsanleitung durchgelesen und alle Menu-Punkte geprüft und eingestellt.

Erst einmal Testsprechen mit Kopfhörer. Klingt jetzt viel besser. Erste Testaufnahme mit Videobild. Der Ton war schon gut. Mein Sprechen muß ich noch üben. Da fehlt mir noch der Sprachfluß und die Natürlichkeit. Am Montag Abend habe ich weitere Sprach- und Videoaufnahmen gemacht. Die erste war nicht gut. Die zweite war gut aber der Ton war irgendwie zu leise. Ein Verstärkung verstärkt leider auch die Umgebungsgeräusche. Noch einmal wiederholen. Mist, nun war die Blende an der Kamera von 4 auf 8 verstellt. Video war unterbelichtet. Ton ist wieder nicht optimal, obwohl nichts verstellt wurde. Irgendwie muß das Lavalier-Mikrofon am Stoff des Pullover gescheuert haben? Auf was man da alles achten muß! Mal sehen wann der Ton endlich meinen Ansprüchen entspricht?

Am Folgetag habe ich festgestellt, daß die Aufnahmefrequenz nicht optimal eingestellt war. Nun habe ich zum Vergleich verschiedene Sprachaufnahmen mit unterschiedlichen Aufnahmefrequenzen gemacht. Auch wenn die höhere Bandbreite später im Video reduziert wird, ist die Aufnahme am Ende klarer und hat weniger Grundrauschen und Störgeräusche.

Wenn mal alles erfolgreich umgesetzt worden ist, werde ich mir Themen für die YouTube-Videos überlegen und priorisieren. Danach werde ich zu den Themen ein Storyboard ausarbeiten. Anschließen sollte ich die Filmszenen effizient abarbeiten können. Film und Ton bearbeiten und schneiden. Sicherlich brauche ich bei der Bearbeitung am Anfang noch relativ lange. Viele Funktionen kenne ich noch nicht. Mit der Übung wird auch die Bearbeitung schneller werden. Am liebsten wäre mir eine minimalistische Bearbeitung. Aber das wird von der Aufnahmequalität abhängen.

Welche Tipps gibt es über das Videografieren?

Ehrlich gesagt, habe ich darüber noch zu wenig Erfahrungswerte. Dennoch will ich versuchen mein bisher geringes Wissen mitzuteilen. Wobei ich überwiegend auf andere Infoquellen verweisen werde.

Allerdings wird man einige Erfahrungen nicht auf die eigenen Umstände und Anforderungen übertragen können. Zu unterschiedlich sind die Vorstellungen. Zu unterschiedlich sind die Anwendungssituationen. Will man seine Videos bei YouTube zeigen? Oder will man mit Footage zum Geld verdienen über Online-Anbieter vermarkten?

Hilfreiche Informationen über das Videografieren findet ihr unter

  • Blog von Martin Goldmann einem Videojournalisten. Fundierte Informationen vom Profi. Artikel über Erstellung von YouTube-Videos. oder 5 Schritte zum fertigen Film. Und weitere informative Artikel rund um das Filmen.
  • Artikel von Patrick Ludolph – Anfänger Basics für Filmeinsteiger. Seine Erfahrungen und einige Empfehlungen welches Zubehör am sinnvollsten ist.
  • Wer darüber nachdenkt, die Tonaufnahmwn mit separaten Rekorder aufzunehmen, findet sehr gute Grundinformationen im Artikel vom Fachjournalist: Das kleine Einmaleins der Audioaufnahme mit Audacity.
  • Am meisten Wissen in kurzer Zeit hat mir der Videokurs von Benjamin Jaworski gebracht. Filmen und Schneiden lernen. Von der Ausrüstung bis zur Filmetchnik bis zum Schneiden wird in mehreren Video-Kapiteln anschaulich und verständlich Filmwissen vermittelt. Filmen und Schneiden gibt es auch als einzelne Videokurse. Das Set kostet derzeit 55 €. Mir war es das Geld wert, da ich alle Informationen nirgends im Internet in solch komprimierter und anschaulicher Form finden konnte. Die Lernkurve war bei mir sehr hoch. Man lernt was man wirklich an Ausrüstung benötigt. Sehr gut für den schnellen Einstieg in die Videografie geeignet.

Auf YouTube findet man viele Produktinformationen. Allerdings zweifel ich häufig an, ob diese auch wirklich selbst umfassend getestet worden sind? Meist geht es den Betreibern wohl um Verkaufsprovisionen. Das mag eine persönliche Skepsis meinerseits sein. Auch das Grundwissen über Video-Erstellung, hat mir in den wenigstens Fällen neue Erkenntnise gebracht. Was nützen mir 10 Tipps über Videoschnitt, wenn nur darüber gesprochen aber nichts gezeigt wird. Bei einem mündlichen Tipp hätte ich gerne auch ein oder mehrere optische Beispiele. Oder noch besser eine ausführliche Schritt-für-Schritt Erklärung.

So, genug über das Videografieren geschrieben. Ich muß hier jetzt meinen Ton einstellen. Filmen und vertonen und und und …

Wenn ich mehr Erfahrung gesammelt habe, schreibe ich mal was über Videografieren mit dem Smartphone und der spiegellosen Systemkamera. Oder Videografieren für YouTube und Footage?

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