Mein Stockfotografie Report 2020

Auch in der Stockfotografie war das Corona-Jahr 2020 kein einfaches. Da ich die Stockfotografie als Nebenerwerb betreibe, muß ich zum Glück nicht davon meinen Lebensunterhalt bestreiten. Wer nicht früh Corona-Motive produziert und hochgeladen hat, dürfte spürbare Umsatzrückgänge zu verbuchen haben.

Auch ich erreichte nur 85% vom Vorjahresumsatz. Ich hatte allerdings auch etwas Glück, da mein Bilder-Portfolio zahlreiche Foodmotive beinhaltet. Und die Lebensmittelbranche war wohl kein Verlierer der Corona-Pandemie. Im Gegenteil. Durch dieses Genre hielt sich der Umsatzeinbruch bei mir noch in Grenzen.

Umsätze Bildagenturen 2020
Umsätze Bildagenturen 2020

Vereinfacht gesagt war es der schlechteste Umsatz der letzten 8 Jahre. Da produziert man jählich etwa 500 – 1000 neue Fotos. Irgendwann beginnt man sich zu fragen: Macht das überhaupt noch Sinn? 500 – 1000 neue Fotos, nur um den Umsatz zu halten? Wenn ich 500 – 1000 neue Fotos produziere, möchte ich doch auch mehr Umsatz realisieren? Sicherlich bin ich da nicht der einzige Bilderlieferant der sich diese Frage stellt. Inzwischen haben Bilder- und Videofabriken die Stockagenturen mit hervorragenden Bild- und Videomaterial überflutet. Diese wenigen Anbieter machen auch weit über 90% des Umsatzes einer Bildagentur. Da bin ich mit über 6000 Bildern nur ein Kleinstanbieter. Darüber streiten sich allerdings schon seit es Stockagenturen gibt die Fotografen.

Wie war mein Jahr in der Stockfotografie?

Im Januar und Februar verlief noch alles wie gewohnt. Einen richtigen Winter gab es bei uns nicht. So enstanden auch keine neuen Fotos von Winterlandschaften. Ist mir aber egal. Dann mache ich im Fotostudio eben Foodfotos. Die bringen meist mehr Verkäufe und Umsätze als Landschaften.

Im März wurde Corona im Lande konkreter. Mein Arbeitgeber schickte mich mit Laptop ins Home-Office. Kurz danach gab es Kurzarbeit. 40%. 2 freie Tage unter der Woche. Toll, dachte ich! 2 Tage mehr zum fotografieren. Diese Zeit nutzte ich intensiv mit ausgiebigen Morgenspaziergängen in den umliegenden Weinbergen, Streuobstwiesen und Wäldern. Es entstanden jede Menge Natur- und Landschaftsmotive. Eigentlich nicht die gefragtesten Motive. Aber in Corona- und Home-Office-Zeiten ein hervorragender und entspannender Ausgleich. Foodmotive entstanden wenige.

Selbstportrait
Selbstportrait

Schon seit Jahren will ich mich in die Videografie einarbeiten. Literatur bekommt man darüber sehr wenig und wenn, dann ist diese sehr oberflächlich. Auf Youtube und einigen Blogs bekam ich da meist viel konkretere Lernhinweise. Ich habe mit der DJI OSMO Action und der Fuji X-T2 verschiedene Landschafts- und Foodvideos gemacht. Die ersten Versuche waren Schrott. Man stellt schnell fest, daß man meist ein Stativ oder Gimbal benötigt. Oder eine neue Kamera mit Bildstabilisator? Die Kosten für eine Fuji X-T4 waren nicht drin. Ein Gimbal ist vorhanden. Dennoch braucht es einige Zeit an Übung, bis die Videos halbwegs meinen Vorstellungen entsprachen. Und Video fängt erst mit der Bearbeitung richtig an. Also wurde auch die Video-Bearbeitungssoftware auf den neuesten Stand aktualisiert. Lernen, lernen und noch einmal lernen war bei Vidoeografieren und der Bearbeitung angesagt.

Zum Videografieren kam noch das Interesse an Zeitraffer-Videos. In das Thema habe ich mich intensiv eingearbeitet. Für bessere Ergebnisse wurde Software und ergänzende Hardware gekauft. Wieder lernen und viel Zeit beim Einarbeiten. Die ersten Ergebnisse waren Mittelmaß bis bescheiden. Die Lernkurve schoß aber schnell nach oben. Dank der Investments in die richtigen Werkzeuge, sind meine Zeitraffer inzwischen auf höchstem professionellen Niveau.

2020 habe ich mein Video-Portfolio um über 100 Stück erhöhen können. Verkäufe gab es 2020 leider keine. Im Januar 2021 habe ich allerdings die ersten 2 Videos bei Adobe verkauft. 56 Euro Umsatz. Mal sehen ob da noch weitere Verkäufe in 2021 folgen? Zumindest motiviert das, weitere Videos zu machen. Die Videos lade ich derzeit bei Adobe Stock, Shutterstock und Pond5 hoch.

Als weiteres Umsatzsstandbein habe ich Anfang 2020 begonnen Vektorgrafiken zu erstellen. Nicht für Stockegenturen. Damit sollen im T-Shirt-Business weitere Umsätze realisiert werden. Einfache lustige und markante Sprüche und Grafiken. Über 500 Sprüche und Grafiken sind da mit Varianten entstanden. Die Motive habe ich bei Spreadshirt und Redbubble über den Marktplatz angeboten. Meine Anmeldung bei Merch by Amazon wurde mehrfach abgelehnt. 2021 werde ich es dort noch einmal mit einer Bewerbung probieren, da Amazon der weltweit größte Marktplatz für solche Produkte ist. Bei Spreadshirt und Redbubble habe ich rund 140 Euro Umsatz gemacht. Wobei 138 Euro von Spreadshirt kamen. Obwohl Spreadshirt die Preisbestimmung der Anbieter abgeschafft hat, sind meine Einnahmen gut. 2,94 Euro je Verkauf ist wesentlich höher als bei den meisten Bildagenturen. Allerdings sind die verkauften Stückzahlen auch nicht vergleichbar. Und das erste Jahr war für mich sozsagen eine Testphase. Was ist verkäuflich? Lohnt es sich danach weiter zu machen? Ja, für den Aufwand und die Einnahmen ist es für mich in Ordnung.

Das zeitaufwändigste war die Einarbeitung in Adobe Illustrator. 2021 plane ich mein Illustrator Grundwissen zu vertiefen. Danach sollte ich effizenter damit arbeiten können. Geplant sind weitere 500 T-Shirt-Motive. Das gute an dieser Vermarktungsmethode ist, daß man auch andere Textilien und Produkte vermarkten kann. Derzeit investiere ich hier keine Werbung. Alle Verkäufe sind organisch über die Marktplätze der Anbieter. Angeboten werden auch Pullover, Mützen, Corona-Schutzmasken, Aufkleber und vieles mehr.

Als weiteren neuen Umsatzbringer habe ich mich 2020 bei KDP (Kindle direct print) angemeldet. Dort habe ich Notizbücher mit meinen schönsten Fotomotiven erstellt, hochgeladen und zum Verkauf angeboten. 3 Verkäufe brachten bisher 5,64 € Honorar ein. Diese Variane lohnt sich für mich nicht. Viel zu wenig Verkäufe. Inzwischen gibt es in dem Bereich auch sehr großen Wettbewerb, da man viele Arbeitsprozesse vereinfachen und sogar automatisieren kann. So wird Amazon in dem Bereich no content Bücher stark zugemüllt.

Das waren die neuen Versuche die Umsatzrückgänge bei den Stockagenturen auszugleichen. Sich in neue Bereiche und Software einzuarbeiten ist zeitaufwändig. Nur da wo man regelmässig mit arbeitet wird man auch richtig gut. Es ist irgenwo immer eine Gratwanderung. Durch die Kurzarbeit von April bis Juni hatte ich zum Glück die Zeit andere Möglichkeiten auszuprobieren. Im Juli wurde die Kurzarbeit aufgehoben. Ab da hatte ich nicht mehr die Zeit um regelmässig neue Grafiken für T-Shirts zu erstellen. Die Fotografie stand weiterhin an erster Stelle.

Internationale Bildagenturen

Adobe Stock

Bei einem Umsatz von 1591 Euro fiel dieser um 16% zum Vorjahr. Für das Coronajahr ist das OK. Auf der anderen Seite wurden 882 neue Foto und Videodateien akzeptiert. 6428 Dateien sind derzeit online. Davon 118 Videodateien. Videos habe ich bisher keine verkauft. In 2020 habe ich über 100 neue Video produziert und hochgeladen. 1591 verkaufte Lizenzen waren 2020 etwa 5% weniger als im Vorjahr. Die Verkaufsmenge war im Prinzip fast auf Vorjahr. Die Verkaufserlöse leider nicht. So fiel der durchschnittliche Verkaufswert je Lizenz von 1,19 Euro auf 1,05 Euro.

Auch 2020 hat Adobe auf Grund meiner Verkaufswerte ein Jahres Abo Fotografie gesponsert. Darin ist Photoshop und Lightroom beinhaltet. Für 2021 habe ich auch das Ziel von 500 Verkäufen erreicht und werde auch 2021 die Software kostenfrei nutzen können.

Shutterstock

Mitte 2020 hat Shutterstock die Honorare stark reduziert. Ein großer Aufschrei bei den Fotografen, Videografen und Grafikern war die Folge. Einige Großanbieter haben ihre Accounts aus Protest gekündigt und löschen lassen. Das scheint Shutterstock bei dem riesen Portfolio wenig zu stören. Weitere Umsatzeinbussen sind auf Grund der ab 2021 geltenden Honorar-Abstufungen zu erwarten. Man fängt zum Jahresbeginn immer ganz unten an und wird nach Erreichen einer Verkaufsmenge nur langsam hochgestuft. Die ehemalig höchste Stufe werde ich mit den derzeitigen Portfolio nicht erreichen. Gekündigt habe ich dort nicht. Ich würde auf mindestens 1000 Euro oder mehr verzichten. Warum sollte ich darauf verzichten?

Mit 1574 $ bekam ich rund 18% weniger Honorar als im Vorjahr. Da die Provisionsreduktion in der zweiten Jahreshälfte stattfand, ist der Rückgang noch nicht so stark bemerkbar. 2021 wird der Rückgang dramatischer sein. 6150 Bild- und Videodateien sind online. Bei den Videodateien tue ich mich bei Shutterstock schwer. Beim hochladen habe ich oft Fehlübertragungen. Viele Videos werden wegen mutmasslich technischer Mängel abgelehnt. Die Absagegründe kann ich in keinster Weise nachvollziehen? Adobe Stock und Pond5 hat die meisten Videos akzeptiert?

iStock

Eine mühsame Bildagentur. Mit 640 $ waren es 20% weniger als im Vorjahr. 558 neue Bilder wurden hochgeladen. Seit über 10 Jahren ist das hochladen und verschlagworten hier sehr umständlich und zeitaufwändig. Dies ist auch der Grund, warum ich noch nicht alle Bilder aus 2021 hochgeladen habe. Weil mir dafür die Zeit fehlt. Dieser Prozess ist aus dem frühesten Internetzeitalter. Sorry istock. Wenn ihr das hochladen und verschlagworten nicht spürbar vereinfacht, werdet ihr Shuterstock und Adobe Stock nie das Wasser reichen können.

Dreamstime

Dort habe ich die letzten Jahre keine neuen Fotos hochgeladen, da die Honorare kaum im Verhältnis zum Aufwand standen. Inzwischen hat Dremastime den Workflow etwas verbessert, was eine effizientere Verarbeitung erlaubt. 128 Euro waren 45% mehr Umsatz als im Vorjahr. 1087 neue Bilddateie wurden hochgeladen. 6061 Bilddateien sind dort im Portfolio erhältlich.

123RF

Mit 105 $ stieg der Umsatz um 25%. Nach einigen Jahren Abstinenz beim hochladen, habe ich 2020 wieder Fotos hochgeladen. Der Prozesse wurde spürbar verbessert. Grund genug effizient 1087 neue Fotos hochzuladen.

Alamy

2018 noch ein Shootingstar bei mir. 2020 völlig abgekackt. Sorry für die Wortwahl. 21 Euro sind 80% weniger als im Vorjahr. Der Verschlagwortungsprozess ist sehr umständlich und zeitaufwändig. Das nervt ungemein. Schaut euch mal die großen Bildagenturen der Branche an. Dann wisst ihr was ich meine. Wer es umständlich mag, wird an Alamy seine Freude haben. Gut Alamy ist keine Bildagentur, sondern ein Bildverzeichnis. Dennoch kann man Prozesse effizienter machen.

Eyem und Bigstockphoto

Eyem wurde vor 2-3 Jahren von vielen Fotografen über den Klee gelobt. Schnelles hochladen. Einfache und schnelle automatisierte Verschlagwortung. Gute Verkäufe. Hohe Verkaufsprovisionen. Alles super. Die Bildagentur der Zukunft haben schon einige in die Welt hinausposaunt. Bei soviel positiven war ich sofort argwöhnisch. 2018 habe ich die ersten Bilder hochgeladen. Allerdings nur, weil man so über einen Umweg auch bei Getty Images Eliteagentur reinkommen konnte. 2018 waren es 20 $. 2019 stieg der Umsatz auf enorme 30 $. Und 2020 brach der Umsatz auf 2,18 $ ein. Lohnt sich das noch? Ich weiß es nicht. Im Januar 2021 habe ich bisher 6,45 $. Ob das nur ein Strohfeuer ist, bleibt abzuwarten.

Bigstockphoto ist für mich der Looser der letzten Jahre. 5,15 $ in 2020 ist da absolute Tiefpunkt. Gut ich lade seit Jahren keine neune Bilder mehr hoch. Es lohnt sich dort aber auch in keinster Weise.

Deutsche Bildagenturen

Ja es gibt noch welche. In den letzten Jahren gab es zwar eine Markbereinigung. Aber das ist der übliche Prozess in einer globalen Marktwirtschaft. Inzwischen haben sich aber auch im deutschen Markt ein paar wenige behaupten können.

Shotshop

152 € sind 157% mehr Umsatz als im Vorjahr! Nur 87 neue Bilder habe ich hochgeladen. Erstaunliche Entwicklung. Ob es an Corona und einem zunehmenden Regionalbewusstein liegt? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall war ich davon positiv erfreut. Warum lade ich dann nicht mehr Fotos hoch? Weil ich meine Fotos nur noch in Englisch verschlagworte. Shotshop ist da noch die einzige Bildagentur, wo deutsche Suchwörter möchte. Eine Übersetzung ist nur bei verfügbarer Zeit realisierbar. Und da hatte ich 2020 andere Prioritäten. 2021 habe ich bereits wieder begonnen die besten Bilder aus 2020 zu übersetzen. Aktuell habe ich dort 4207 im Portfolio.

Panthermedia

Knapp 103 € sind rund 5% weniger als im Vorjahr. Positiv finde ich die Änderung beim hochladen wird nun Englisch als Sprache erwünscht! Auch die früher zeitaufwändige Auswahl von Kategorien und anderen Einstellungen entfällt zum Großteil. Lediglich die Personen-Releases müssen noch zugeordnet werden. Das geht mit einem Sammelbatch aber sehr effizient. Auch das hochladen ist sehr effizient geworden. Weil es schnell ging habe ich 2043 neue Bilder hochgeladen.

Zoonar und Pitopia

Zoonar brachte 13 € und Pitopia 2,48 €. Dort lohnt es sich schon lange nicht mehr.

Fazit Stockfotografie 2020

Wenn man keine Bilderfabrik betreibt ist es schwierig den Umsatz zu halten geschweige diesen zu steigern. Die Großen Anbieter haben im Bildermarkt bereits die kleinen und mittleren Anbieter überrollt. Wenn ich die Fotografie als Nebeneinkunft betreibe, habe ich meist keine Zeit irgendwelche Trends kurzfristig in Fotos umzusetzen. Das können nur hauptberufliche Anbieter. Wer 2020 früh Corona-Motive angeboten hat, konnte durchaus Umsatzsteigerungen realisieren. Bis ich meine ersten Corona-Fotos hochlud, war der Bildermarkt von der Produktionsfabriken bereits übreflutet. Mal abgesehen davon, daß ich von Natur aus lieber antizyklisch handle. Bei mir sträubt sich alles, wenn ich einem Trend hinterher jagen soll. Meist ist diese Reportagementalität nicht meinem Naturel entsprechend. Also konzentriere ich mich lieber auf Motive die mir Spaß machen. Food und Landschaft sind mein Ding.

2020 habe ich über 800 neue Fotos und Video produziert. Allerdings viel zuviel Landschaften. Diese sind bei Bildagenturen leider nicht so gut verkäuflich. Manchmal hat man einen Renner der sich öfter verkauft. Über 98% verkaufen sich allerdings kaum bis gar nicht. 2021 werde ich wieder verstärkt Food-Motive als Foto und auch Video umsetzen. Mal sehen ob damit 2021 eine Erholung im Umsatz realisierbar ist?

Neben den Fotos sollen auch parallel und zusätzlich Videos entstehen. Dazu habe ich Ende 2020 bereits in LED-Licht für das Foto- bzw. Videostudio investiert.

Auch Illustrationen für das T-Shirt-Business werde ich weiterhin erstellen und vermarkten. 500 neue Designs sind das Ziel. Die 150 € sind durchaus auf bis zu 500 € steigerbar. Derzeit kostet mich das Jahres-Abo für Illustrator 240 €. 2020 war es ein Minusgeschäft. 2020 war für mich das Lehrjahr. 2021 wird verfeinert. Mit der steigenden Qualität der Illustrationen erwarte ich auch steigende Umsätze. Ein paar Illustrtionen sollen 2021 auch über Stockagenturen vermarktet werden.

Für die Stockfotografie und T-Shirt-Themen sammle ich meine Ideen in Listen. Glaubt mir, meine Ideen werde ich 2021 garantiert nicht alle umsetzen können. Selbst wenn ich das hauptberuflich machen würde, wären nicht alle Ideen realisierbar. Aber keine Angst, ich weiß die Ideen zu priorisieren. Mal sehen was 2021 in der Stockfotografie bringt?

4 Comments

  1. Sven Bachström 24. Januar 2021
  2. Bernd 27. Januar 2021
  3. Sven Bachström 30. Januar 2021
  4. Johann Paischer 10. Februar 2021

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