Viele Berufsfotografen pflegen einen regelrechten Haß gegen Microstock-Bildagenturen. Sie sehen durch die dortigen Dumpingpreise ihren Job gefärdet. Der Kunde ist immer seltener bereit eine handwerklich aufwändig erstellte Fotografie angemessen zu bezahlen. Warum auch, wenn er ein gesuchtes Fotomotiv in einer Stockagentur, bequem online, für ein paar Cent oder Euro bekommen kann?
Wir können das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. Dafür müßte man das Internet abstellen und langsamere Rechner verkaufen oder die Internetanschlüsse in ihrer Geschwindigkeit bremsen. Nur so könnte man den Erfolg solcher Online-Stockagenturen unterbinden. Da dies aber unwahrscheinlich ist, müssen alle Fotografen damit leben.
Die üblen Schimpfwörter die in manchen Blogs und Foren über Stockagenturen geschrieben wurden, möchte ich hier nicht wiedergeben. Obwohl ich ebenfalls meine Fotos über Stockagenturen verkaufe, werde ich heute einfach in die Rolle der Kritiker schlüpfen und versuchen 10 deren Gründe hier aufzulisten.
10 Gründe die gegen Microstock-Bildagenturen sprechen!
- Keine Zeit.
- Keine Lust.
- Zu umständliches und zeitaufwändiges hochladen der Bilddateien.
- Zu hoher Zeitaufwand bis alle Bilddateien sinnvoll verschlagwortet sind.
- Die Bild-Honorare sind viel zu niedrig.
- Mit Cent-Beträgen für ein Foto kann man kein Geld verdienen.
- Stockagenturen machen die Bilderpreise kaputt. Viele Kunden sind nicht mehr bereit ein angemessenes Bildhonorar zu bezahlen und bedienen sich lieber billigst bei Stockagenturen.
- Mit Verkäufen aus Stockagenturen können kaum die Kosten für aufwändige Foto-Produktionen eingenommen werden.
- Manche Stockagenturen fordern eine Bewerbung mit sehr gutem Bildmaterial.
- Da man bei Verkäufen Einnahmen hat, müßte man dies als (Neben-)Gewerbe anmelden.
Einige dieser Gründe sind sicherlich berechtigt. Andere Begründungen sind je nach Standpunkt lediglich Ausreden. Der Hauptfaktor ist sicherlich die verfügbare Zeit und Lust, die oft fehlt, um solche Projekte umsetzen zu können.
Damit das ganze nicht zu sehr ins Negative abdrifftet werde ich euch im nächsten Artikel 10 Gründe, die für die Stockfotografie sprechen auflisten.
Gerne könnt ihr meine Auflistung kommentieren und ergänzen!
Meiner Meinung nach ist das eine ganz normale Entwicklung.
Ein „neues“ Medium kommt und bringt dabei unheimlich viele Dinge ins Rollen.
Bevor es den Buchdruck und die humanistische Aufklärung gab, konnten nur sehr sehr wenige Menschen lesen. Diesen wurden dann zu Hof bestellt um gegen viele Taler dort als Schreiber etc. zu arbeiten.
Nachdem es aber mehr Bücher gabe und das Lesen und Schreiben in der Allgemeinheit nicht mehr mit kirchlichen Sanktionen einher ging, waren bald viele dieser Fähigkeiten mächtig. Und so verloren die ehemaligen Schreiber die Grundlage für Ihre Lukrativen Tätigkeien.
Irgendwann erreichen wir einen Punkt in dem viele Firmen aufgrund ausgereifter Kameraautomatiken und einfacher anwenderfreundlicher Bildbearbeitungsprogramm viele Dinge einfach direkt selbst machen.
Ein Fotograf der jedoch sein Handwerk über die Maßen versteht und unverkennbar und hochwertig arbeitet, wird jedoch immer eine Daseinsberechtigung haben.
VG
Jan
Stockagenturen haben allgemein schon ihre Berechtigung, da sie grade den weniger potenten Bildverbrauchern einen bezahlbaren Bilderpool bieten, der über die Mehrfach-Verwendung und tw. als Zweitverwendung dem Fotografen sehr gutes Geld einbringt. Es ist allerdings auch richtig, dass der Fotograf zunehmend selbst verantwortlich für das Angebot seiner Bilder ist und hierbei schwere Konkurrenz aus dem semi-professionellem Bereich erhalten hat – die rapide Entwicklung der Technik macht es möglich. Warum diese Entwicklung mittlerweile passt, aber auch kritisch ist, möchte ich mit ein paar Argumenten aus Kundensicht darstellen:
1. Qualität: das Foto muss einem qualitativen Anspruch genügen (Motiv, Aussagekraft, techn. Qualität, ggf. Einzigartigkeit)
2. Kosten: das Foto muss in das Budget passen – auch bei Mischkalkulationen
3. a. Verlage haben immer geringeres Budget für Bilder (Durchschnittspreis unter 50 € für bis 1/2 Seite o. Titel)
3. b. Kunden der Werbeagenturen hben unterschiedlich hohes Marketingbudget – jedoch für die Mehrheit der Kunden gilt: Sie können sich kein Shooting leisten
4. Zeit: Grafiker und Bildredakteure müssen zeitkritisch Ergebnisse vorlegen – dies bedeutet auch, dass Sie i.d.R. nur 4-5 Bildagenturen durchforsten, wenn dann das richtige Bild dabei ist, dann wird gekauft => für den Fotografen ist es daher wichtig sein Bild gut zu verschlagworten (kein Keyword-Spam aber Synonyme und Schlagwortbaum verwenden)
6. Bildagenturen stehen immer stärker unter imensem Kostendruck und können diese Aufgaben (Verschlagwortung, Upload, Bildbearbeitung und mittlerweile auch Shootings nicht bzw. kaum mehr leisten) Die Branche befindet sich am Ende der Konsolidierungsphase und die fetten Jahre sind definitiv vorbei.
7. professionelle Bildkäufer kennen die guten Fotografen und die Besonderheiten einzelner Bildagenturen
8. Durch web 2.0 und die technische Entwicklung hat sich der Bildmarkt dem privaten Bildnutzer geöffnet – ein neuer Markt, der in erster Linie durch die Bilderflut bei Microstockagenturen bedient werden sollte – die Entwicklung ging dann sehr schnell auf den professionellen Bildermarkt über.
Es bleibt grundsätztlich ja jedem Fotografen selbst überlassen, zu welchen Konditionen er seine Bilder anbieten möchte. Vielen Fotografen reicht es auch, einfach nur die Anerkennung zu bekommen, wenn also die Bilder zum Verkauf gestellt werden und von jedem weltweit gekauft werden können. Da wir ja nur wenige Yuri Arcurs haben gilt auch, dass nur mit etwa 10 % der Bilder nennenswerter Umsatz stattfindet – diese kommen von weniger als 5% der Fotografen, die Bilder zum Verkauf anbieten.
Das war klassischerweise eine lange Antwort, vielleicht gibt sie ja dem einen oder anderen einen erweiterten Einblick.
@ Jan
Das sehe ich genauso. Neues führt oft zu Veränderungen in vielen Lebensbereichen.
@ Lasse
Eine super Ergänzung aus der Sicht des Käufers!
Sorry, aber was haben diese Gründe speziell mit Microstock zu tun? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich das Thema während des Schreibens verändert hat, nur das bei der Überschrift und Einleitung vergessen wurde.
Ich habe eher das Gefühl, dass allgemein Gründe aufgeführt wurden, die gegen den Stockmarkt allgemein sprechen (sollen). Also eher die Diskussion: Stockfotos vs. Auftragsfotografie. Zumindest habe ich keinen Punkt in deiner Aufzählung gefunden, der speziell nur auf Microstock zutrifft.
@ Christian Beier
Für mich sind die aufgelisteten Gründe welche die gegen Microstockagenturen sprechen können.
Aber ich gebe dir recht, daß dies nicht in jedem Fall so sein muß.
Sicherlich ist es auch eine Frage der Sichtweise und des persönlichen Blickwinkels.
Der Hauptzweck meines Artikels ist es eine Diskussion über dieses Thema anzuregen. Andere Sichtweisen sollen diese angefangene Auflistung ergänzen.
Gerne kannst auch du deine Sichtweise und Kritikpunkte über Microstockagenturen mitteilen.
@Bernd: Ich wollte damit sagen, eigentlich alle von dir aufgeführten Gründe gelten für alle Stockagenturen (egal ob Micro- oder Macrostock).
Wiederum verwendet du für einzelne Aussagen den generellen Begriff „Stockagenturen“ (z.B. Punkt 7). Wobei den Preis kaputt machen tun sicherlich nicht die Macroagenturen.
Microstockfotografie fesselt mich seit April 2009 und mittlerweile habe ich uber 1.200 Bilder in den wichtigsten Microstock Bildagenturen mit Ausnahme von Istockphoto..Das hort sich vielleicht viel an ist es aber nicht. Fur einige von Euch ist das vielleicht ein Begriff..Da ich die Microstock Fotografie nicht hauptberuflich betreibe halt sich die Zahl der Bilder noch in Grenzen.