Übung macht den Meister am Beispiel einer Kürbissuppe

Ich bin immer wieder erstaunt, dass man auch in der Fotografie nie auslernt. Nun fotografiere ich schon seit über vierzig Jahren und dennoch gibt es immer wieder neues zu erlernen, damit die Fotos besser werden. Nicht anders ist da meine Erfahrung in der Foodfotografie.

Ernsthaft fing ich mit der Foodfotografie zu Beginn des letzten Jahres an. Erfahrung hatte ich zu diesem Themenbereich keine. Sicher hat man mal im Urlaub am Esstisch eines Restaurants mal den ein oder anderen Schnappschuss gemacht. Das hatte aber wenig mit professioneller Foodfotografie zu tun. Wenn ich heute zurück blicke und mir die ersten Foodfotos betrachte, muss ich feststellen, dass diese doch sehr amateurhaft umgesetzt wurden:

Kürbissuppe auf einem Holzlöffel
Kürbissuppe auf einem Holzlöffel

Ich möchte euch das mal am Beispiel einer Kürbissuppe zeigen. Diese habe ich im September 2012 fotografiert. Damals fand ich die Serie ganz OK. Heute würde ich solche Aufnahmen in den elektronischen Papierkorb schmeißen!

Heute betrachte ich diese Zeit als Lernphase. Das Motiv ist für meinen heutigen Geschmack zu bunt? Die Dekoration wirkt nicht optimal. Da ginge manches besser. Die Suppenschale wirkt auf mich zu bunt. Kein Motiv das sich univerell und häufig verkaufen liese. Und wer isst schon eine Suppe mit einem Holzlöffel?

Bei diesem Motiv könnte man noch vieles fotografisch besser umsetzen. Also habe ich mich nach einem Jahr entschlossen, das Fotomotiv Kürbissuppe noch einmal neu zu machen.

In einem Jahr passiert so einiges. In der Zwischenzeit haben sich weitere Hinter- und Untergründe in meinem Fotostudio angesammelt. Auch die Auswahl an Tellern, Schalen, Zubehör und Deko-Utensilien bieten eine neue Vielfalt, um solch ein Motiv fotografisch darzustellen.

Unabhängig davon gibt es aber auch vielfältige Arten ein Motiv darzustellen. Deswegen habe ich mich nicht nur auf die Suppe alleine konzentriert, sondern auch das Produkt selber in verschiedenen Varianten abgelichtet. Aber mit den Produktfotos möchte ich diesen Artikel hier nicht unnötig aufblähen.

Was waren die Zutaten für das neue fotografische Rezept?

  • Kürbissuppe
  • Ein verwitterter Untergrund aus Holz oder Holzimitat
  • Ein alter versilberter Löffel
  • Ein Band aus Jute
  • Zwei oder drei Kürbisse
  • Ein weisser Suppenteller
  • Kürbiskernöl
  • Kürbiskerne
  • Digitale SLR-Kamera und Studioblitz mit zwei Blitzköpfen

Diese Zutaten in die richtige Position und in das rechte Licht gebracht ergaben dann das folgende neu interpretierte Kürbissuppen-Motiv:

Kürbiscremesuppe mit Kürbiskernöl und Kürbiskernen
Kürbiscremesuppe mit Kürbiskernöl und Kürbiskernen

Es ist ein Foto einer Serie. Es gibt noch weitere Aufnahmen mit Seitensicht, sowohl im Quer- als auch Hochformat. Inzwischen mache ich von den meisten Motiven ein Quer- und ein Hochformat. Bei Foodszenen auch mit Seiten- als auch Draufsicht.

Bei der Seitensicht ist die Schärfentiefe manchmal sehr gering. Manche Bildagenturen lehnen solch Bilder hin und wieder ab, weil sie nicht unterscheiden können wo der Bildwichtige Motivbereich liegt oder sie bearbeiten die Bilder einfach so schnell, dass der Schärfebereich einfach übersehen wird.

Um dies zu vermeiden, mache ich von vielen Foodszenen seit einigen Monaten auch von oben nach unten Fotos. Der Vorteil ist, dass fast alle Gegenstände im Schärfebereich liegen. Manche Kaufkunden mögen das so. Manch Foodfotografen werden das fehlende gestalten mit der Schärfentiefe als unkreativ ansehen. Da ich aber meine Bilder verkaufen möchte, muss ich mich nach dem Geschmack und Wünschen der Kaufkunden richten. Also biete ich beides an.

Kürbissuppe mit Kürbiskernen
Kürbissuppe mit Kürbiskernen

Wozu auch noch im Hochformat? Ganz einfach. Printmedien sind meist im Hochformat. Logischerweise sind dann auch die Titelfotos meist im Hochformat gestaltet.

Was hat sich in einem Jahr an meiner Foodfotografie geändert?

  • Mehr Erfahrung durch regelmässige Übung (Shootings)
  • Mehr Hintergründe, mehr Geschirr und Accessoires stehen zur Verfügung
  • Durch beide Faktoren fotografiere ich gezielter und kann die Aufnahmen besser vorbereiten. Die Planung vor der Aufnahme ist wohl ein sehr wichtiger Faktor für eine gute Realisieurng.
  • Verbesserter Workflow. Das Studiolicht beherrsche ich besser als vor einem Jahr. In Lightroom habe ich für Food-Setups eine eigene Grundeinstellung die beim importieren bereits die wesentlichen RAW-Korrekturen macht.
  • Mein Blick für die Details und Dekoration hat sich verbessert. Dennoch dürfte ich in diesem Bereich noch Steigerungspotential haben
  • Der Löffel ist aus angelaufenen Silber. Vorteil ist, dass das Blitzlicht nicht scharf abgebildet wird.

Man sollte sich aber nicht nur auf eine fotografische Sicht versteifen. So bin ich immer wieder am grübeln wie man Motive auch noch anders darstellen könnte? Bei den Kunden die Foodmotive kaufen, werden oft Motive gesucht die einfach nur auf das Wesentliche reduziert sind und am beisten vor weissen Hintergrund freigstellt sind. So können solche Motive ohne Mühe für eine Montage oder neue Gestaltung weiter verarbeitet werden.

Also habe ich das Motiv soweit wie möglich auf das Wesentliche reduziert:

Kübissuppe und Kürbiskerne auf einem Löffel
Kübissuppe und Kürbiskerne auf einem Löffel

Mehr Konzentration auf das Wesentliche dürfte kaum gehen? Löffel mit Kürbissuppe und drei Kürbiskernen darauf. Durch die Freistellung auf weissen Hintergrund ist das Motiv einfach weiter zu verarbeiten oder einfach auch als Einzelmotiv einsetzbar. Auch hier habe ich mich für einen alten versilberten Löffel entschieden. Dieser ist über die Jahrzente stumpf bzw. matt geworden. So reflektiert er das Blitzlicht weniger und es spiegeln sich keine unliebsamen Gegenstände oder gar der Fotograf darin.

Sicherlich kann man bei diesem Motiv noch vieles anders machen. Aber wird dadurch das Foto besser? Ich bezweifle es. Es kommt allerdings immer darauf an für welchen Zweck das Foto verwendet werden soll. Nach einem Jahr habe ich einiges in der Foodfotografie dazu gelernt. So langsam hat sich so etwas wie eine gewisse Stilrichtung bei mir heraus kristallisiert. Aber die fotografische Entwicklung wird sicherlich weiter gehen.

Bei diesem Foodshooting habe ich versucht durch unterschiedliche Darstellungsweisen verschiedenen Kundenanforderungen gerecht zu werden. Das ich nicht ganz falsch lag, beweisen die Verkäufe in den ersten paar Wochen. Diese übersteigen bereits nach vier Wochen die Verkaufszahlen der ersten Kürbissuppen-Fotoserie.

An Hand der Fotos dürfte auch der Foto-Laie ganz klar meine fotografische Entwicklung zu besseren Foodfotos erkennen.

Übung macht auch in der Foodfotografie erst den Meister.
Stop. Ein Meister bin ich allerdings noch lange nicht.
Die fotografischen Pannen habe ich zu diesem Weg nicht erwähnt.
Mmh. Wäre aber sicher einen Artikel wert 😉

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  1. Pingback: Produktfotos dekorieren und optisch aufwerten - Praxistipps 16. November 2013

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