Im letzten Monat gab es ein Tutorial über den Setaufbau bei Tageslicht für die Foodfotografie. So richtig zufrieden war ich mit den Ergebnissen noch nicht. Aber es war ja auch nur ein erster improvisierter Test. In den letzten Wochen habe ich das ganze auf Grund der ersten Testaufnahmen noch einmal optimiert. Beim Trödelhändler habe ich sehr günstig über ein dutzend Glasteller und Besteck mit Holzgriffen gekauft. Das ganze hat glatte 10€ gekostet. Ein Platzteller aus Glas. Mehrere weiße Teller mit gleichmässigen Muster. Und ein paar Glasteller mti beigen, roten und abgedunkelten Farbtönen.
Die ersten Testaufnahmen entstanden mit Gegenlicht vom Nord-Fenster. Ohne Aufheller. Das hatte zur Folge, dass das Hautmotiv in Photoshop nachbearbeitet werden musste. Es war jedes Mal zu dunkel. Diese Arbeit kann man durch Aufheller sicherlich vermeiden?
Zwei handliche Spiegel sollte da mehr Licht in den vorderen Bereich bringen? Auf der Suche im Internet habe ich erstaunlich wenig gefunden. Und wenn, dann waren rechteckige Spiegel meist recht teuer. Letzte Woche waren wir in einem Möbelhaus. Und dort wurde ich dann doch fündig! In der Badabteilung fand ich einen aufstellbaren Schminkspiegel. 14,90€. Zwei davon habe ich gleich mitgenommen. Die Spiegel sind mit einem Acrylfuss stellbar und können im Winkel verstellt werden. Optimal für meine Fotozwecke!
Der optimierte Setaufbau ist näher am Fenster aufgebaut. Ein weißer Fotohintergund ist der Untergrund. Platzteller aus Glas. Darauf ein farbiger Teller und da darauf ein klarer Glasteller auf dem die Lebensmittel angerichtet werden.
So sah der optimierte Setaufbau aus:

Rechts auf dem Beistelltisch stehen verschiedene Teller und Zubehör. Glasreiniger ist sehr wichtig.

Dieses mal habe ich mit vier Reflektoren das Motiv aufgehellt! Rechts und links stehen je ein Aufheller aus weißem Styropor. Von vorne hellen die beiden Spiegel das Hauptmotiv auf.
Ich verrate es gleich. Es war schon wesentlich besser. Allerdings überstrahlte das Gegenlicht manche Objekte zu stark, sodass die Strukturen verloren gingen. Es ist allerdings stark vom Motiv abhängig. Je nachdem wie stark dort Licht reflektiert wird.

Damit das Licht an diesem Nordfenster noch weicher wird, habe ich einen Diffusor 80cm davor gestellt. Nun enstprach das Licht endlich meinen Vorstellungen. Es gibt aber durchaus auch Motive die ohne Diffusor besser wirken.
Statt dem 2,8/45mm Tilt/Shift habe ich die Aufnahmen mit dem Micor-Nikkor 2,8/105mm gemacht. Ich mag es mit der Unschärfe zu gestalten. Das mögen zwar Werbekunden weniger. So kann ich aber die Schärfe auf das Wesentliche legen.
Die Belichtungszeit liegt bei diesem Lichtaufbau bei 1-2 Sekunden! Blende 8-11. Alle Aufnahmen sind mit Stativ aufgenommen. Der Getriebeneiger MA410 von Manfrotto ist für solche Aufnahmen perfekt. Mit dem Getriebefeintrieb kann man sehr exakt und stressfrei den Bildausschnitt einstellen.
Alle Aufnahmen mache ich mit Spiegelvorauslösung. Sicher ist sicher. Zu leicht verwackelt sonst der Spiegelschlag die Aufnahme bei solchen Belichtungszeiten.
Aber nun die ersten praktischen Beispiele:

1 1/2 h Zeitaufwand für das Kochen. 5 Minuten für das Fotografieren. Wenn der Lichtaufbau steht, kann man in Ruhe den Rest vorbereiten. Das Kochen ist da meist zeitaufwändiger als das Fotografieren.

Bei dem Foto vom geschmorten Ochsenschwanz kommen die grünen Blätter vom Basilikum im Gegenlicht sehr schön zur Geltung. Die Blattadern werden sichtbar.

15 Minuten Kochen und 5 Minuten Fotografieren. Ist schon effizienter 😉
Mal etwas klassisches. Spaghetti mit Tomatensauce. So langsam bekomme ich den Lichtaufbau in den Griff. Bekommt man da nicht Hunger? Foodfotografie kann man also mit sehr wenigen Mitteln realisieren.
Nachteile der Food-Fotografie mit Tageslicht:
- Nur bei Tageslicht realisierbar. Im Winter ist es für mich als Berufstätiger nur am Wochenende realisierbar.
Vorteile der Food-Fotografie mit Tageslicht:
- Kostengünstig, da wenig Licht-Equipement benötigt wird. Manche Assecoires sind vielleicht schon im Haushalt vorhanden?
- Einmal fest aufgebaut, ist eine schnelle fotografische Umsetzung möglich
Jede Aufnahmetechnik hat ihre Vor- und Nachteile. So auch diese. In der jetzigen Jahreszeit kann ich solche Aufnahmen sehr gut realisieren. Da der Licht- und Setaufbau bei mir fest vorbereitet ist, kann ich jederzeit am Tag solche Aufnahmen in relativ kurzer Zeit umsetzen. Im Winter wird es in unseren Breitengraden früher dunkel.
Als Berufstätiger werde ich solche Aufnahmen nur an Wochenenden realiseren können. Aber für solche Situationen habe ich ja noch eine kleine Studio-Blitzanlage.
Hallo Bernd,
das erste Food-Foto gefällt mir am besten. Sieht sehr lecker aus. Bisher habe ich Glasteller und glänzendes Besteck immer wegen der Spiegelung vermieden.
Grüße,
Nora
Hallo Nora,
das erste sieht nicht nur lecker aus, es schmeckt auch lecker.
Rezept habe ich auf http://www.blog-ueber-food.de/rezepte/fisch/geschmorter-krake-in-tomatensauce/ veröffentlicht 😉
Auch ich habe bisher alles spiegelnde vermieden.
Aber inzwischen mache ich fast alle Food-Fotos auch auf Glastellern 😉
Sieht irgendwie sommerlich frisch aus.
Schöne Grüße
Bernd
Hi, guter Artikel meine Foodsachen hatte ich bisher immer mit Blitzsets abgelichtet. Werde auch mal mit Tageslicht experimentieren.
MfG Thomas
Ist es sinnvoll sich auch als absoluter Anfänger eine Station aufzubauen?
Ich habe noch nicht einmal die Kamera.
aber fuer einen Blog wollte ich mein altes Hobby reaktivieren.
Ich hoffte, dass ich mit ein wenig knipsen erstmal den Bildaufbau anschaue und mir klar mache wann ein Bild appetitlich aussieht und wann nicht.
So prickelnd sieht das natürlich nicht aus. Aber die Station so aufzubauen wie beschrieben wird mir ja auch nicht von alleine ein tolles Bild liefern.
Oder sagst du zunächst muss die Kamera her.
Hallo alex,
was willst du mit einem Setaufbau ohne Kamera?
Die Frage verstehe ich nicht, da es ohne Kamera wenig Sinn macht?
LG
Bernd
Es ist toll zu sehen, was man mit Tageslicht und etwas Kreativität alles machen kann!
Die Bilder sind echt gut geworden. Schönen Gruß