Wie fotografiere ich einen Wasserfall?

Einen Wasserfall kann heute wohl jeder fotografieren? Na ja, die meisten Wasserfallfotos gefallen mir nicht wirklich. Diese wirken auf mich meist recht künstlich. Besonders Fotos wo das Wasser haarscharf eingefroren wurde. So sieht doch kein Wasserfall aus?

Oder seht ihr mit dem blossen Auge fast jeden Wassertropfen gestochen scharf?
Wenn ihr ehrlich seid nein. Ich wollte einfach die Bewegung des fließenden Wassers besser darstellen. Dies ist im Prinzip relativ einfach. Man nehme eine länger Verschlußzeit und schon verwischt die Bewegung des Wassers. So entsteht ein fließender Eindruck. Eben wie Wasser.

So die Theorie. Die Praxis sieht aber etwas schwieriger aus. Ich fange erst einmal mit zwei Beispielen an. Das erste Foto wurde mit 1/4 Sekunde belichtet. Dies ist bereits schon länger als üblich und bringt bereits etwas fließende Bewegung in die Strömung. Aber für meinen Geschmack immer noch zu wenig.

Wasserfall mit kurzer Verschlußzeit
Wasserfall mit kurzer Verschlußzeit

Obwohl ich extra einen bewölkten Tag ausgewählt hatte um eine längere Verschlußzeit realisieren zu können, ging es nicht länger. Da half nur noch der Einsatz von einem Graufilter. Nur welcher bringt das gewünschte Ergebnis?

Das zweite Foto entstand mit einem Graufilter ND 1,8. Dieser verlängert die Belichtungszeit um 6 Blenden- oder Verschlußzeitenwerte. Nun war ich bei dem Motiv bei 15 Sekunden Belichtungszeit angekommen. Das Ergebnis entsprach nun meinen Vorstellungen. Die Strömung wird nun als fließendes Wasser dargestellt. Die Belichtungszeit lag je nach Motiv und Bildausschnitt zwischen 15 bis 30 Sekunden.

Wasserfall mit langer Verschlußzeit
Wasserfall mit langer Verschlußzeit

Das nächste Foto ist die selbe Stelle am Wasserfall, nur mit einem anderen Bildausschnitt. Die Belichtungszeit waren 30 Sekunden!

Wasserschleier
Wasserschleier

Kamera-Ausrüstung für fließende Wasserfall-Fotos?

  • stabiles Dreibeinstativ
  • Kabelloser Fernauslöser
  • Kamera mit Spiegelvorauslösung oder Sucherkamera
  • Graufilter ND 0,9 – ND 1,8 – ND 3,0
  • Kamera mit der man 30 Sekunden oder auch länger belichten kann
  • Diffuses Licht (= geringerer Kontrast)

Bei sonnigem Wetter ist meist der Kontrast zu hoch um eine ausgewogene Tonwertabstufung wiederzugeben. Deswegen fotografiere ich solche Motive am liebsten bei bewölktem Himmel.

Die Kamera sollte wenigsten 30 Sekunden belichten können. Selbst meine teure Nikon D300 kann in der Belichtungsautomatik nur bis zu 30 Sekunden belichten! Alles darüber muß mit der Bulb-Funktion und Sekunden zählen erfolgen. Ist leider zu unpräzise. Aber 20 bis 30 Sekunden sind für einen schnell fließenden Wasserfall vollkommen ausreichend.

Eine Sucherkamera ist sehr gut geeignet, da sie keinen Spiegel hat der beim hochklappen Erschütterungen und Verwacklungen verursacht. Falls eine Spiegelreflexkamera eingesetzt wird, sollte diese unbedingt eine Spiegelvorauslösung haben, um Verwacklungsunschärfe durch die Erschütterung des Spiegelschlages, zu vermeiden.

Unbedingt bei Spiegelreflexkameras eine Okularabdeckung verwenden, da sonst helles Licht von hinten die Belichtungszeit verfälschen kann! Wer dies nicht hat, kann das Okular auch mit der Hand, einem Hut oder einem dunklen Gegenstand, während der Belichtung abdecken.

Ich habe drei Graufilter dabei gehabt. ND 0,9, ND 1,8 und ND 3,0. Der ND 1,8 hat sich bei diesem Motiv und den Lichtbedingungen als optimal herausgestellt. Mit 6 Blenden oder Belichtungswerten kam ich genau in den gewünschten Bereich.

Ein Kabelloser Fernauslöser verhindert Verwacklungsunschärfe, da man die Kamera nicht berühren muß.

Als Basis für Verwacklungsfreie Langzeitbelichtung braucht man ein stabiles Stativ.

Was gibt es noch zu beachten beim fotografieren von einem Wasserfall?

Wenn man alle obigen Punkte beachtet wird man trotzdem einige nicht 100%ig scharfe Aufnahmen erhalten!
Dies kann zum einen an zu starkem abblenden liegen. Dadurch entsteht bei vielen Objektiven eine sogenannte Beugungsunschärfe! Mir ist dies auch teilweise bei einigen Aufnahmen passiert. Etwas weniger stark abblenden und einen stärkeren Graufilter einsetzen ist eine Lösung.

Wo Wasser fällt, entstehen auch Luftwirbel. So ist es völlig normal wenn im Bereich des Wasserfalles nicht alle Farne oder Äste von Bäumen oder Blätter scharf abgebildet werden. Durch die Luftwirbel bewegen sich die meisten Grünpflanzen im Bereich eines Wasserfalles. Man kann mehrere Aufnahmen machen und davon das mit der besten Gesamtschärfe auswählen.

Und dann sollte man noch viel Zeit mitbringen!

Ich habe für die kleine Wasserfallserie etwas 1 1/2 Stunden Zeit benötigt!

Ist ja logisch. Das aufbauen mit Stativ, Kamera ausrichten. Mehrere Belichtungen von einem Motiv und dabei dauert eine Aufnahme ja bereits 15 bis 30 Sekunden lange. Da kommen sehr schnell ein bis zwei Stunden zusammen.

Aber das Ergebnis kann sich dann ja auch sehen lassen.

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