Stockfotografie-Report 2015

2015 war ein seltsames Microstock-Jahr für mich. Zum Jahresbeginn bin ich fotografisch überhaupt nicht in Schwung gekommen. Im Februar entschied ich mich eine Nischenseite zu erstellen. Eine Seite über die Makrofotografie sollte es werden. Heute betrachtet eine gute Idee. Inzwischen wird die Seite gut besucht. Allerdings war ich von der Planung bis zur Umsetzung stark beansprucht. Plötzlich war es Sommer und ich hatte fast keine neuen Fotos für die Bildagenturen produziert!

Mit dem Juni änderte sich das. Im Urlaub hatte mich das Fotofieber wieder voll erwischt. Die Produktionsquote wurde bis zum Jahresende spürbar erhöht. So konnte ich die passive erste Jahreshälfte fast wieder aufholen. Mein Jahresziel waren mindestens 500 neue Stockfotos. Vereinzelt erreichte ich das Ziel. Leider nicht bei allen Bildagenturen. Aber dazu komme ich noch.

Fotolia

431 neue Fotos gingen zum Verkauf online. Das Ziel mit 500 neuen Fotos wurde verfehlt. Im Gegensatz zum Vorjahr waren es 32 Fotos mehr. Insgesamt sind es Ende 2015 nun 2851 Fotos im Portfolio von Fotolia.

Die schöpferische Pause in den ersten 6 Monaten machte sich im Umsatz und den Verkaufsmengen bemerkbar. Zum ersten Mal, daß beide Werte bei mir rückläufig waren.

Meine Umsätze (blau) und Verkaufsmengen (rot) Fotolia 2015
Meine Umsätze (blau) und Verkaufsmengen (rot) Fotolia 2015

Schade. Für mehr Umsätze muß man einfach mehr tun. Die Füße hochlegen ist da nicht.

Schauen wir mal den durchsnittlichen Verkaufspreis an:

  • 2011 = 1,03€
  • 2012 = 1,13€
  • 2013 = 0,89€
  • 2014 = 1,07€
  • 2015 = 1,09€

Wenigsten der Wert pro Verkauf ist leicht gestiegen. Gefühlt hätte ich das nicht erwartet, da es sehr viele Abo-Verkäufe gab. Vielleicht spielt da auch die Übernahme von Fotolia durch Adobe eine Rolle? Die Abo-Verkäufe dort werden oft etwas besser vergütet.

Positiv war für mich als Fotograf auch die Meldung, dass nun Abo-Verkäufe als 1 Verkauf für das Provisonsranking gewertet werden. Davor zählte ein Abo-Verkauf nur 1/4. Mit der neuen Regelung erreicht man die nächste Provisonsstufe viel schneller.

So richtig zufrieden bin ich mit dem Verlauf des Jahres dennoch nicht. Gut, zum Teil bin ich selber Schuld. Unter den neueren Fotos gibt es bisher noch recht wenig gut verkaufte. Ob es an den Motiven liegt?

Derzeit überlege ich mir, ob ich nicht mehr konzeptionelle Motive umsetzen soll? Der Aufwand wäre in einigen Fällen zwar höher. Die Produktionsmengen könnten auch weniger werden. Aber was nützen knapp 3000 Fotos im Verkauf, wenn sich nur eine handvoll davon verkaufen lässt?

Die Foodfotografie betreibt inzwischen auch fast jeder, der eine Kamera hat. Klar, ist ja auch leicht umsetzbar. Nischen findet man da nur noch selten. Über meine diesjährigen neuen Verkaufsrenner bei Fotolia habe ich bereits berichtet.

Weinberg bei Geradstetten im Remstal
Weinberg bei Geradstetten im Remstal

Unter den Top 3 nur 1 Foodfoto. Ein Hund und ein Landschaftsfoto. Ich sollte umdenken?

Shutterstock

Auch bei Shutterstock machte sich die halbjährige fotografische Passivität bemerkbar. Die Umsätze dort sind in Dollar angegeben. Am Jahresende 2015 waren 2696 Foto online.

Meine Umsätze (blau) und Verkaufsmengen (rot) Shutterstock 2015
Meine Umsätze (blau) und Verkaufsmengen (rot) Shutterstock 2015

Auch die Verkaufsmengen waren rückläufig. Der Tiefpunkt waren der Juli und August. Danach ging es bis November ständig nach oben. Die neuen Fotos waren dafür verantwortlich.

View from Weissenburgpark on the city of Stuttgart
View from Weissenburgpark on the city of Stuttgart

Auch ein Urlaubsfotos von Stuttgart war einer der neuen Verkaufsrenner. Urlaub zu Hause. Eine Stadtansicht die selbst viele Einheimische nicht kennen. Mir war der Standpunkt noch aus meiner Kindheit bekannt. Den Shutterstock-Kunden gefällt die Sicht auch sehr gut 😉

Bei mir verkaufen sich bei Shutterstock auch grafische Elemente sehr gut. Sowohl freigestellte Gegenstände als auch Hintergründe verkaufe ich dort zum Teil sehr gut.

In diesem Bereich sollte ich noch einen weiteren Schwerpunkt setzen um wieder Umsatzsteigerungen realisieren zu können.

iStock

Mit 913$ gab es 8% Umsatzsteigerung zum Vorjahr! Es gingen 524 neue Fotos online. Das 500er Jahresziel wurde übertroffen. So kann es gerne weitergehen. Der Umsatzplatz 3 wurde mit Abstand gefestigt. 2771 Fotos sind Ende 2015 online.

Dreamstime

Mit 255$ gab es eine Umsatzsteigerung von 12%. 417 neue Fotos gingen online. Das ist für Dreamstime ganz ok. Ich wollte im Sommer schon die Belieferung mit neuen Fotos einstellen. In dem Moment gab es einen guten Provionsmonat. Deswegen werde ich Dreamstime weiterhin beliefern. Wenn bereits mehrfach verkaufte Fotos verkauft werden, sind die Honorare dort sehr gut für den Microstockbereich. Zum Jahresende sind 2523 Dateien online.

Alamy

227€ sind je nach Wechselkurs derzeit mehr als 255$ bei Dreamstime? Alamy war bei mir der Shootingstar des Jahres. 5 Verkäufe mit sehr guten Honoraren! Weniger kann auch mehr sein.

Im zweiten Jahr gingen dort auch 1339 neue Fotos online. Verwundert bin ich über die meisten Verkäufe. Oft sind es Motive die ich sonst kaum oder gar nie verkaufe. Meist kleine Nischen. 2888 Fotos stehen dort zum Verkauf.

123RF

Seite Mitte 2014 lade ich keinen neuen Bilddateien bei 123RF mehr hoch. Die Vergütungen sind mir viel zu gering. Umso erstaunter, daß die Jahreseinnahmen nur 11% auf 193$ zurück gingen. 2298 Bilddateien stehen dort zum Verkauf.

Bigstockphoto

Richtig übel ist bei mir Bigstockphoto. Auch bei dieser Bildagentur liefere ich seit Mitte 2014 keine neuen Bilddateien mehr. 38$ im Gesamtjahr 2015 sind 65% Umsatzeinbruch! 2234 Bilder können dort erworben werden.

Deutsche Bildagenturen:

Panthermedia

95€ in 2015 sind ca. 12% weniger als im Vorjahr. Inzwischen sind 3134 Bilddateien zum Verkauf online. Die Einnahmen sind für diese Menge bescheiden. Im vergangenen Sommer hat die Bearbeitung neu hochgeladener Bilddateien bis zu 12 Wochen gedauert. Für mich hat diese Bearbeitungszeit das Fass überlaufen lassen. Zudem gab es vermehrt nicht nachvollziehbare Kommentare und Ablehnungen.

Auf mehrere Nachfragen an den Kundenservice erfolgte bisher nie eine Antwort! Eine klare Note 6 beim Kundenservice für Fotografen.

Darauf hin habe ich auch die Abo-Verkäufe eingestellt. Ich verkaufe auf Panthermedia nur noch Einzel- und Sonderlizenzen. Diese werden höher vergütet. Ob sich das auch finanzel in mehr Euro bemerkbar macht, kann ich erst in einem Jahr beurteilen.

Shotshop

Mit 72€ waren es 58% weniger Umsatz als im Vorjahr. Obwohl das Portfolio um 326 auf 2459 Bilddateien angestiegen ist. Die Anzahl der Verkäufe und die Höhe der Vergütungen haben sich leider beide reduziert.

Zoonar

475 neue Fotos gingen zum Verkauf online. 3118 Fotos biete ich nun dort an. Die meisten werden auch bei ddp images und age fotostock über Zoonar angeboten. Verkäufe sind dort selten. Wenn, dann aber gut bis sehr gut vergütet. Mit knapp 60€ waren es dennoch 33% weniger Umatz als im Vorjahr.

Pitopia

517 neue Fotos gingen dort online. Das Portfolio beinhaltet zum Jahresende 2015 inzwischen 3425 Fotos. Knapp über 33€ sind geringfügig mehr als im Vorjahr.

Resumee:

Meine Umsätze in Euro bei allen Microstock-Bildagenturen in den letzten 6 Jahren:

Umsätze Microstock-Bildagenturen 2010 bis 2015
Umsätze Microstock-Bildagenturen 2010 bis 2015

Die Bildhonorare in $ habe ich immer mit dem Faktor x0,75 in € umgerechnet um einen über die Jahre eine Vergleichsbasis zu haben. Tatsächlich gibt es da durch den schwankenden Wechselkurs andere Werte.

Mein Portfolio orientiert sich nicht am Mainstream der Werbefotografie. Ich mache keine People-Fotos. Nur in seltenen Fällen gibt es Personenfotos. Auch wenn diese sich besser verkaufen lassen, ist damit ein höherer Aufwand verbunden. Die Zeit dafür habe ich nicht. Wer richtig Kohle verdienen will, sollte sich eher im People-Bereich engagieren. Der Workflow ist aber viel aufwändiger. Wenn man das als Fulltime-Job macht kann man auch im Microstock-Bereich gutes Geld verdienen.

Generell wird man aber ein paar Jahre brauchen bis man davon leben kann. Außer man hat bereits ein bestehendes Portfolio von über 10.000 sehr guten Fotos.

Ich konzentriere mich da lieber auf mögliche Nischen. Oft gibt es da gar keinen Bedarf und die Fotos verkaufen sich nicht. Manchmal verkaufen sie sich ganz. Und in sehr, sehr wenigen Fällen habe ich richtige Verkaufsschlager.

In der ersten Jahreshälfte 2015 hatte ich andere Schwerpunkte und die Fotografie kam zu kurz. Es entstanden kaum neue Stockfotografien. Das hat sich erstaunlich schnell bei den meisten Bildagenturen in Form von reduzierten Einnahmen ausgewirkt.

Ehrlich gesagt hätte ich das bei den meisten Bildagenturen nicht erwartet. Die Microstock-Fotografie ist also kein Selbstläufer. Am Anfang meiner Stockfotografie-Zeit dachte ich das. Bis zum letzten Jahr auch noch. Ich dachte, man lädt die Bilder hoch und wenn sie Gefallen finden verkauft man diese über viele Jahre. Im Hinterkopf kamen schon Gedanken über eine Aufbesserung der Rente durch die Stockfotografie in den Sinn. Bis zu meiner Rente werden aus heutiger Sicht wohl noch 15 Jahre vergehen. Wer weiß ob die heutigen Stockfotos in 15 Jahren noch dem Zeitgeist und Geschmack der Menschen, der Werbeindustrie entsprechen? Nur wenige Fotos verkaufen sich länger als 1 Jahr gut. Nur sehr wenige Fotos verkaufen sich über mehrere Jahre regelmässig.

In der zweiten Jahreshälfte habe ich wieder Gas gegeben. Über 500 neue Stockfotos sind entstanden. Einen weiteren Umsatzrückgang konnte ich bremsen. Bei einzelnen Bildagenturen bewegten sich die Honorare sogar wieder leicht nach oben. Die ersten 6 Monate konnte ich damit nicht mehr ausgleichen.

Meine Ziele für 2016 sind mindestens 500 neue Stockfotos.
Ich versuche noch mehr auf die Qualität der Motive zu achten.
Food werde ich weiterhin fotografieren. Es wird aber auch wieder mehr People-Fotos geben. Nicht so aufwändige. Die Personen sollen mehr in konzeptionelle Motive eingebunden werden. Motive mit Personen verkaufen sich einfach besser. In der Werbung wirken solche Motive authentischer.

Im Foodbereich werde ich mich sowohl auf exotischere Motive als auch auf viel gefragte Motive konzentrieren. Bei den Exoten gibt es durchaus noch Nischen die man auffüllen kann. Bei den gesuchten Motiven ist es sehr schwer in die Verkaufsbereiche zu gelangen. Gelingt das, sind allerdings gute Verkaufsmengen und Umsätze möglich. Für Fotolia plane ich da ein paar exklusive Motive. Diese werden auch in der Produktion aufwändiger sein. Damit habe ich in der Vergangenheit ganz gute Erfahrungen und Umsätze gemacht. Deswegen werde ich diesen Weg bei Fotolia weiter gehen.

Bei Shutterstock verkaufe ich einige Hintergründe und grafische Fotomotive sehr gut. Auch in dem Bereich wird es einen weiteren fotografischen Schwerpunkt geben. Falls es meine Freizeit zulässt, werde ich mich auch in künstlich erstellten Grafik-Elementen und Hintergründen versuchen. Sozuagen am Computer kreeiert.

Im Urlaub werde ich weiterhin interessante Landschaften fotografisch ablichten. Seit einigen Jahren sind solche fotografischen Hotspots immer in der Urlaubsplanung berücksichtigt. Das tolle an Landschaftsfotos ist, daß es sowohl Schönwetter- als Schlechtwettermotive gibt! Ich plane immer für beide Wettersituationen ausreichend Motive ein.

Der Wettbewerb zwischen den Microstock-Bildagenturen wird immer härter. Adobe hat Fotolia übernommen und vertreibt nun parallel die Fotos, Grafiken und Videos auch über die Adobe-Cloud. Shutterstock scheint das am meisten zu spüren und hat bereits die Provisionen für Extra-Lizenzen verändert. Für manchen Fotografen zum Nachteil. Der Verdrängungswettbewerb wird weiter gehen.

Bei immer weniger Microstock-Bildagenturen lohnt sich das Hochladen von Bilddateien. Die Verkaufszahlen sind bei vielen Bildagenturen zu gering im Verhältnis zum Aufwand.

Die rein deutschen Bildagenturen werden jedes schwächer in den Verkaufsmengen und bei den Honoraren. So zumindest bei meinem Portfolio. Die Markführer bringen mir aber keine Umsatzzuwächse, wenn ich nicht ausreichend neues Fotomaterial liefere.

Manchmal frage ich mich schon ob ich dieses System weiter beliefern soll? Nur wer viele gute Fotos in kurzer Zeit macht, kann da mithalten oder wachsen. Große Stockfotografen produzieren in kurzer Zeit sehr viele Fotos. Ab einem gewissen Verdienst lohnt sich da auch eine ganze Mannschaft. Der Fotograf kann sich auf das Fotografieren konzentrieren. Die Bildbearbeitung, Verschlagwortung und das Hochladen übernehmen die Mitarbeiter oder es werden diese Folgearbeiten outgesourct.

Sorry, das lohnt sich für mich nicht. Das ist bei einem Nebenerwerb nicht realisierbar. Selbstständigkeit? Lohnt sich für mich auch nicht, da die Stockfotografie zuwenig abwirft. Da bräuchte ich mindestens 5 Jahre um an mein derzeitiges Festgehalt als Angestellter zu kommen. Für mich keine Option.

Trotzdem werde ich weiterhin Bildagenturen beliefern. Durch die Stockfotografie kann ich meine Fotoausrüstung mit PC und Software refinanzieren. Und am Jahresende bleibt sogar noch etwas Geld für einen schönen Urlaub übrig 😉

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