Praxistest Nikon D610

Am 8. Oktober 2013 hat die Nikon D610 die bisherige D600 abgelöst. Bei der D600 gab es Probleme beim Verschluß. Dieser hat offenbar in der Erstversion Öl oder Fett auf den Bildsensor verteilt. Eine Reinigung war irgendwann auch durch den Nikon-Service nicht möglich, bzw. mit sehr hohem Aufwand verbunden.

Deswegen wurden die ersten Verschlüße von Nikon gegen eine 2. und später 3. Verschluß-Generation kostenfrei ausgewechselt. Die D610 war dann sozusagen die nachgebesserte Version der D600. Technisch unterscheiden sich beide dann auch kaum. Für mich war die Kamera der Einstieg in das Vollformat. Endlich mal wieder 24×36 mm als Aufnahmeformat.

Digitale Vollformat-Kamera Nikon D610
Digitale Vollformat-Kamera Nikon D610

Da mir die anderen Vollformat-Modelle von Nikon zu teuer waren, fiel meine Wahl auf die D610. Mit ca. 1500 € für das Gehäuse (6/2014) war der Preis für mich Ordnung. Die D810 hätte damals mindestens 2300 € gekostet. Das gesparte Geld habe ich lieber in sehr gute Objektive gesteckt 😉

Technische Daten Nikon D610

  • CMOS-Bildsensor im FX-Format mit 24,3 Mio Pixel. 6016 x 4016 Pixel
  • Serienaufnahmen mit bis zu 6 Bildern die Sekunde.
  • Vollformat
  • Reinigungssystem für den Bildsensor
  • Autofocus mit 39 Messfeldern
  • 100 – 6400 ISO erweiterbar von 50 bis 25600 ISO
  • 3,15″ Farb-TFT-LCD-Monitor
  • Live-View Funktion
  • Leichtes robustes Gehäuse, teilweise aus Magnesium Legierung und Abdichtung
  • Pentaprismensucher mit 100% Sucherbild
  • Einblendbare Gitternetzlinien
  • Intervallaufnahmen ohne Begrenzung
  • Geotagging über GPS mit Zubehör GP-1
  • 2 Steckplätze für SD-Karten
  • Video-Funktion
  • HDR-Modus für JPEG
  • Automatische Nutzung von DX-Objektiven mit geringerer Auflösung von 10,3 Mio Pixeln
  • Gewicht 850 g ohne Akku

Bisher habe ich mit der Nikon D300 und D7000 fotografiert. Beides Kameras mit DX-Bildsensoren. Die Nikon D610 hat einen Bildsensor im Vollformat. In etwa im Format wie ein Kleinbildfilm. Nun braucht man die effektive Brennweite bei den Objektiven nicht mehr umrechnen. Der Crop-Faktor entfällt. 50 mm sind nun auch tatsächlich 50 mm.

Warum habe ich mir eine Vollformat-Kamera gekauft? In erster Linie weil ich bei bestimmten fotografischen Aufgaben besser freistellen wollte bzw. mit der Schärfentiefe besser gestalten wollte. Insbesondere bei einige Motiven der Foodfotografie, war mir dieser Effekt bei den DX-Kameras zu gering.

Vollformat Nikon D610
Vollformat Nikon D610

Nach den ersten Fotos war ich hoch erfreut. Genau diese Möglichkeit ist nun leichter realisierbar. Ein zweiter sehr positiver Effekt ist die wesentlich höhere Brillanz und eine knackigere Schärfe! Allerdings nur wenn man auch hochauflösende Objektive einsetzt. Die sind vorhanden bzw. wurden dazu gekauft.

Die 24 Mio Pixel habe ich bisher noch nie nutzen müssen! Es ist aber beruhigend wenn man noch Reserven für einen Bildausschnitt hat. Bei einigen Live-Fotos hat das noch gute Aufnahmen gebracht. Durch die bessere Durchzeichnung beim Vollformat hat man auch einen spürbar größeren Bearbeitungsspielraum. Da macht die Nachbearbeitung noch mehr Spaß. Der Verschluß der D610 ist abgedichtet und versprüht keine Fremdkörper mehr im Gehäuse. Er tut was er tun soll. Zuverlässig belichten.

Brühlbach unterhalb des Uracher Wasserfall
Brühlbach unterhalb des Uracher Wasserfall

Bei der Griffigkeit war ich skeptisch, da das Gehäuse eher der D7000 entspricht. Etwas größer. Aber kaum. Deswegen habe ich die Kamera im Fachgeschäft gekauft. Ich wollte sie einfach vorher in der Hand halten. Das war gut so. Bei mir liegt die Kamera hervorragend in der Hand. Trotz einiger Platzeinsparungen. Aber als Büro-Mensch habe ich auch nicht die riesen Hände.

Vor solch einer Anschaffung würde ich generell den Gang in ein Fachgeschäft empfehlen. Anonyme Empfehlungen in Fotografie-Foren genieße ich mit äußerster Vorsicht. Jeder Mensch ist anders und empfindet auch eine Kamera anders als ein anderer.

Unter den Belichtungsprogrammen kann man über das Menu auch eine HDR-Funktion nutzen. Allerdings nur für JPEG. Ich habe sie schon getestet. Bin allerdings nicht so richtig begeistert. Für mich kein Ersatz zur nachträgliche HDR-Bearbeitung. Das können manche Smartphones schon besser.

Störend empfinde ich im Fotostudio die 39 Autofocus-Messfelder. Diese sind relativ eng und zentral angeordnet. Das nervt bei Motiven die ausserhalb liegen. Arbeiten vom Stativ wird dadurch erschwert. Da wäre eine D810 mit 51 und Messfeldern über größere Fläche, sicherlich die bessere Lösung. Aber 800 € für diese eine Funktion?

Der Verschluß hat als kürzeste Verschlußzeit nur 1/4000 sec. Von manchen wird das bemängelt. Mich hat es im Fotostudio noch nie gestört. Auch bei Außenaufnahmen hat diese Verschlußzeit bisher vollkommen ausgereicht.

Geschmorter Krake in Tomatensauce
Geschmorter Krake in Tomatensauce

Wie bei der Nikon D7000 hat die D610 auch zwei Steckplätze für SD-Speicherkarten. Diese kann man individuell einstellen. Wahlweise eine für Fotos und die andere für Videos. Oder beide für Fotos oder Videos. Oder die zweite als Datensicherung für die erste.

Vorteile Nikon D610

  • Mit 24,3Mio Pixel recht hohe Auflösung
  • Geringes Bildrauschen bei höherer ISO
  • Knackigere Schärfe mit hochauflösenden Objektiven
  • Mehr Bearbeitungsspielraum durch mehr Zeichnung in den Lichtern und Schatten
  • Umfangreiches Objektiv- und Zubehörprogramm von Nikon und Fremdherstellern
  • 100% Sucherbild
  • Gitternetzlinien können eingeblendet werden
  • Gute Live-View-Funktion
  • Video-Funktion
  • Schnelle Bildfolge von 6 Bildern je Sekunde
  • Reinigung des Bildsensors
  • 2 Steckplätze erhöhen die Speichermöglichkeiten bei den Kapazitäten als auch die Sicherungsmöglichkeiten

Nachteile Nikon D610

  • Kein schwenkbares Display
  • Nur 39 Autofocus-Messfelder
  • Mögliche hohe Folgekosten, da die hohe Qualität nur mit hochauflösenden Objektiven realisiert werden kann.

Fazit Nikon D610

Diese Vollformat-Kamera hat mir die Augen geöffnet. Mir war gar nicht bewusst welche gestalterischen Möglichkeiten ich in den letzten Jahren verpasst habe. Die 24 Mio Pixel habe ich bisher nicht benötigt. Sind aber dennoch eine beruhigende Reserve für mögliche Bildausschnitte.

Am meisten hat mich das sichtbar niedrigere Bildrauschen bei höherer ISO begeistert. Theoretisch dürfte es nur einen Lichtwert ausmachen. Bei meinen DX-Kameras D300 und D7000 wurden Bilder ab 400 ISO bereits von Bildagenturen wegen Bildrauschen abgelehnt.

Bei der FX-Kamera D610 wurde ein Testbild mit 1000 ISO von allen Bildagenturen akzeptiert. Keine Nachbearbeitung! Genau, diese Möglichkeit hat mir bisher gefehlt. So sind auch manche Live-Fotos bei schlechtem Licht nun möglich. Bildrauschen auf Wiedersehen! Nicht ganz. Über 1000 ISO gibt es dann auch ein geringes Bildrauschen. Dieses ist aber immer noch wesentlich geringer als bei DX-Kameras.

Sehr schöner Nebeneffekt sind da noch die knackigere Schärfe und eine wesentlich bessere Durchzeichnung in den Lichtern und Schatten.

Beeren auf einer Gabel
Beeren auf einer Gabel

Einige Objektive für das Vollformat hatte ich schon. Das Nikon AF-S 2,8/24-70 und das AF-S 2,8/70-200 mm. Das AF-D 2,8/60 mm bringt auch die erforderliche Aufösung. Und mit der Kamera habe ich mir noch das 2,8/105 er Micro Nikkor und ein Tilt-Shift 2,8/45 er gegönnt.

Das Nikkor 4/12-24 ist leider nur ein DX. Die Kamera erkennt das übrigens automatisch und schaltet auf DX um. Man fotografiert dann nur mit 10,3 Mio Pixel Auflösung. Für die meisten Motive aber vollkommen ausreichend. Dennoch werde ich das Weitwinkel-Zoom im nächsten Jahr durch ein neues für Vollformat ersetzen.

Nun nach vier Monaten bin ich immer noch begeistert von der D610. Die Kritikpunkte sind Jammern auf höchstem Niveau. Klar gibt es fast immer noch den ein oder anderen Punkt der besser sein könnte. Prozentual kostet das aber gleich den ein oder anderen 1000 € Schein. Auch wenn ich mit der Fotografie Geld verdiene, sollten Preis- Leistungsverhältnis in einem vernünftigen Rahmen bleiben.

Für den Einstieg in das Vollformat eine tolle Kamera!

3 Comments

  1. Oliver Kiefer 19. November 2014
  2. Bernd 20. November 2014
  3. Henning Becker 31. Mai 2015

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