Die erste Kamera mit Mehrfachautomatik

Als ich 1981 mit meiner Ausbildung zum Foto-Einzelhandelskaufmann begann gab es bereits zwei Kameramodelle die eine Mehrfachautomatik hatten.1977 brachte Minolta die XD7 auf den Markt. In den USA wurde dieses Kameramodell XD11 und in Japan XD genannt. Es war die erste Kamera mit Zeit- und Blendenautomatik auf dem Fotomarkt. Der Metall-Lamellen-Verschluss zwar von Seico, wurde aber zusammen mit Leica entwickelt und wurde auch in der Leica R4 verwendet.

Davor gab es meist nur manuell einstellbare Kameras. Teurere Kameramodelle hatten bis dahin manchmal eine Automatikfunktion. Meist Zeitautomatik. Selten Blendenautomatik, da für die Blendenautomatik die Objektive einen mechanischen Blendenmitnehmer oder andere Übertragungsfunktion benötigt haben. Dies war bei manueller Belichtungsmessung oder Zeitautomatik nicht erforderlich. Also mussten erst einmal passende Objektive dafür verfügbar sein.

Mancher Hersteller brachte dafür neue Objektivmodelle auf den Markt. Andere ergänzten die bestehenden Objektive mit Übertragungsmechanismen. Schliesslich musste ja auch das Objektiv die Blende einstellen können, die von der Kamaeraautomatik gewählt worden war.

Auch Minolta brachte mit der XD-7 überarbeitete Objektive mit der Bezeichnung MD heraus, welche zusätzlich mit einem Blendenmitnehmer ausgestattet waren.

Canon lies nicht lange mit einer entsprechenden Antwort auf sich warten und brachte 1978 die Canon A-1 auf den Markt. Canon setzte aber noch einen drauf. Neben manueller Einstellung, gab es Zeit- Blenden- und die erste Programmautomatik in einer Spiegelreflexkamera. Nach der Canon AE-1 die zweite Kamera auf dem Weltmarkt, wo die Programmautomatik durch einen Prozessor gesteuert wurde!

Passend dazu gab es FD-Objektive, welche auch mit den FL-Optiken abwärtskompatibel waren.

Ende der 70er Jahre war dies ein fototechnischer Meilenstein. Der Fotograf war nicht mit der manuellen Belichtungseinstellung oder Zeitautomatik eingeschränkt, sondern konnte auch bei schnell bewegten Motiven mit der Blendenautomatik die Trefferquote erhöhen. Die Programm-Automatik gilt auch heute noch als Automatik für das unbeschwerte Fotografieren. Allerdings, nur wenn man weiss was die Automatik macht, kann man mit der Programmautomatik auch bestimmte Motivziele erreichen.

Der erfahrene und Berufsfotograf arbeitet deswegen auch heute noch häufig mit manueller Einstellung oder bei manchen Motiven mit Zeit- oder Blendenautomatik.

Zeitautomatik, wenn die Schärfentiefe der wesentliche Gestaltungsfaktor ist.
Blendenautomatik, wenn eine bestimmte Verschlusszeit Vorrang hat. Z.b. in der Sportfotografie, wo oft eine kurze Verschlusszeit gewünscht wird, damit keine Bewegungsunschärfe sichtbar wird.
Progammautomatik? Wenn man sich nicht gross mit Blende und Verschlusszeit beschäftigen möchte.

Auch heute noch halten viele Berufsfotografen Automatiken für überflüssig und technisches Klimbim. Meist handelt es sich um Studiofotografen, die Stilllifes als Haupt-Geschäftsfeld ausüben.

Die Sport- und Reportagefotografie haben solche Belichtungsautomatiken allerdings revolutioniert. Weniger Ausschuss durch mehr korrekt belichtete Fotos. Weniger verpasste Motive, da sich der Fotograf voll auf das Motiv konzentrieren kann.

Und bei Hobbyfotografen wurden Spiegelreflexkamera durch die einfachere Bedienung auch beliebter. Diese Kamera-Generation hat damals neue Verkaufsrekorde aufgestellt, weil es für Jedermann leichter war gute Fotos zu machen.

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